Januar

01

2008

Liebe Frau Bundeskanzlerin, oder: Keine Chance!


So, wie sie sich selbst gerne sieht. Als virtuelle Comicfigur, die Kindern die auf einer der Websiten des Bundestages "Demokratie" erklärt.


Liebe Frau Bundeskanzlerin,

ich habe Sie gestern kurz im Fernsehen gesehen
bei Ihrer Neujahrsansprache.
Sie haben so anders gewirkt als sonst.
Sie haben nicht – wie sonst – gefordert.
Sie haben wie eine Frau gewirkt, die Etwas bedauert.
Und Sie haben nicht echt dabei gewirkt.

Sie haben weich gewirkt. Und unsicher.
Und so, als ob Sie sich bei jedem Satz einen Ruck geben müssten.

So,
als ob Sie etwas essen, was ungenießbar ist, sie es aber schlucken müssen.
Wenn auch widerwillig.
Weil sie sonst nicht überleben können.
Als Bundeskanzlerin unseres Landes.

Ich hatte eingeschaltet in Ihre Rede
und Sie sagen hören,
dass man Jugendlichen in unserem Lande nun eine Chance geben müsste,
die keine hatten.

Frau Merkel:
Warum kam es in unserem Land dazu, dass junge Menschen tatsächlich
KEINE CHANCE haben?
Warum haben Sie mit dazu beigetragen, dass es soweit gekommen ist?

Wie schwierig war es für Sie, sich, nachdem Sie dieses feststellten,
-noch einmal: dass junge Menschen in unserem Land chancenlos sind, bis dato!-
Sich dann noch einmal einen Ruck für die Fortsetzung Ihrer Ansprache zu geben,
in die Kamera zu blicken
und mit mehr oder weniger fester Stimme zu sagen, dass wir,
die Menschen dieses Landes
deutlich spüren
wie viel besser es ihnen geht?

Die Menschen dieses Landes:
Wer sind die für Sie, Frau Merkel?

Dieses Schreiben widme ich allen Menschen, die sich in unserem Land,
in dem Land, in dem auch ich geboren bin,
die jetzt aufstehen und sagen:

„Frau Merkel: Mir geht es beschissen und ich habe Angst um meine Zukunft und die aller Anderen, denen es jetzt miserabel geht. Denen Sie – bekennenderweise – KEINE CHANCE geben!“

Bei Amstantritt sagten Sie,
sie wollen unserem Lande dienen.
DIENEN SIE!

Im wahrsten Sinne des Wortes, unserer Verfassung.
Dienen Sie nicht den Lobbyisten.
Befehlen Sie nicht.
Dienen Sie in dem Sinne, dass Sie
Alles tun,
um jede Form der Armut in unserem Lande
zu beseitigen.
Das ist ihr Job!

Wenn Die Menschen sich keine Energiekosten und Nahrungsmittel mehr leisten können,
wenn ihre Gesundheit nicht mehr gewährleistet ist,
dann nützt uns die schönste Kulisse
nichts.
Das billigste Handy kann man nicht auf sein Brot schmieren.
Wir brauchen keinen Überfluss
Wir brauchen eine Basis.
Jeder einzelne von uns.

Dienen Sie.
Machen Sie Ihren Job. Und sorgen Sie dafür, dass jede/r Einzelne wieder einen Job, ihren/seinen Job erhält. Proportional zu ihrer/seiner Berufung und zu den Lebenshaltungskosten und zu dem, was er/sie zu leisten fähig und bereit ist.

Das wissen die Menschen selbst,
was für sie gut ist.

Sprechen Sie es ihnen nicht ab.

Dienen Sie, Frau Bundeskanzlerin Merkel!


Gisela B. Laux
(inspiriert durch den meiner Meinung nach besten Song 2007 "Dear Mr. President" von Pink)
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