August

26

2007

Schatz, denk' an den Übergangsmantel, es ist frisch draußen! - Eine laux'sche Satire


Foto: die laux

Lange nicht mehr gehört, was? Und auch lange nicht mehr gerufen, so von der Küche aus zum Flur, kurz bevor der Göttergatte das geliebte Heim mal kurz verlässt, um ins Städtchen zu gehen. Ein paar Besorgungen machen.

Ja, da kann man schon schwermütig werden.

Der gemeine Übergangsmantel hat den Hut genommen und ist für immer verschwunden. Ich vermisse ihn.

Der Übergangsmantel ist die Uniform des Mittelstandes, genauso wie das Tageskostüm mit dem leicht geschlitzten Rock. Wobei der Schlitz des Tageskostüms, die weibliche Uniform des Mittelstandes nie an der richtigen Stelle sitzt. Denn, würde er an der richtigen Stelle sitzen, wäre er gut geschnitten. So etwas kann sich nur die Oberschicht leisten. Und von der ist der Mittelstand ja abhängig (gewesen, als es ihn noch gab).

Der Übergangsmantel ist ein Zwischending. Er ist unaufdringlich, nicht zu leise, nicht zu laut. Er ist steif, hat aber kein Rückgrat.

Wie, das ist Ihnen zu politisch? Wer sagt denn das? Wer sind Sie denn? Ach, Sie sind Beamter. Wie, so einfach darf ich mir das nicht machen? Ich mache mir gar nichts einfach.

So etwas wie den Mittelstand gibt es doch gar nicht mehr. Ja, Ihr Mantel hängt noch an der Garderobe. Aber dafür müssen Sie selber haften. Wo kämen wir denn hin, wenn wir dafür verantwortlich wären, wenn Ihnen Jemand den Übergangsmantel entwendet.

Also, die sehen sich aber auch zum Verwechseln ähnlich, die Übergangsmäntel. Immer der gleiche Schnitt: Mittellang, beige oder blau. Mit einem breiten Revers und einem Gürtel. Und hinten geschlitzt. Und Taschen muss er haben! Auch Innen.

Man kann ihn auch das ganze Jahr tragen. Aber das machen nur Junggesellen. Verheiratete Männer haben einen Anorak, einen Übergangsmantel, einige Sakkos und einen soliden Wintermantel.

Für die Unterschicht sind Übergangsmäntel nichts. Bei schlechtem Wetter können die ja auch zu Hause bleiben.

Ist ja mal gut, dass man an so einem Übergangsmantel erkennt, wer man ist. Zu was und zu wem man gehört.

Schatz, hallo Schatz?

Ja, eben war er doch noch da. Sein Übergangsmantel hängt an der Garderobe.

Na, den hat er bestimmt vergessen. So ‚was! Wie kann der nur seinen Übergangsmantel vergessen, der muss doch ins Büro. Ich hab’s ihm doch extra noch gesagt……

Über den Übergangsmantel, ein“ Relikt aus soliden Tagen“ schrieb wer? Na

Die laux
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