Juli

20

2007

Kammer des Schreckens – Eine laux’sche Kolumne


Foto: die laux

Ja, so sieht das ungefähr aus, wenn ich in einer klassischen Kaufhaus-Umkleide Kabine stehe.

Ha, von wegen!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe schrecklich aus, in Umkleidekabinen. Ja, es muss an diesen Kammern des Schreckens liegen: Eng, von draußen kann man den Umkleidevorgang ohne Umschweif sehen. Innen: Kaltes, gnadenloses Licht. Ohne jedes Erbarmen.

Haben Sie als Kind auch mal abends das Licht ausgeschaltet und dann eine Taschenlampe gegen die Fläche Ihrer ausgestreckten Hand gehalten? Es leuchtete gruselig blut-rot und – uahh! – man sah seine Adern.

Auch ne Art seinem Körper auf den Grund zu gehen und gleichzeitig eine Mini-Horror-Szene zu veranstalten. Gut zum Geschwister-Erschrecken und danach halbtot lachen.

Wofür sind diese Umkleidekabinen gut? Um eine positive Kaufentscheidung zu treffen?

Wohl kaum!

Dieses knallharte Licht, dieses Röntgenapparat für Nicht-Radiologen, lässt einem das Adrenalin aufwallen. Man wirft die Klamotten auf einen Ablageständer, wirft der Verkäuferin im Vorbeigehen….ach was, im Vorbeirasen noch zu „Hat nicht gepasst“ und…

Und der Tag ist gelaufen.

Jetzt erzählte mir eine Frau, dass sie gehört hätte, es gäbe auch ganz andere Umkleidekabinen. In Exklusivläden: Schmeichelndes Licht, leise, unaufdringliche Musik.

Da schwebt man, gehüllt in feinste Stoffe in die tollsten Fantasien. Hier bin ich Prinzessin, hier soll ich’s sein!

Ich bin mal vor ein paar Jahren, ja auch schon vor 20 Jahren mal in so einen edlen Laden gegangen, um zu sehen: Wie sehe ich eigentlich als vermeintliche High-Society-Lady aus?

Um Stress zu vermeiden, outete ich mich sofort und bekannte, dass ich nicht über die notwendige Liquidität verfüge, um mit diesen kostbaren Kleidern Glanz in eine Vernissage oder ein anderes hoch-anerkanntes, gesellschaftliches Ereignis zu bringen.

Ich weiß nicht, ob man noch hoffte, dass ich eines Tages in zum Genuss ausreichendes Kapitals gelangen würde, um dann zur adäquaten Klientel eines solchen Exklusivschuppens zu zählen, aber….Aber man ließ mich gewähren.

Ich trage Größe 36. OK, Größe 36, 38, bei einer Größe von eins-ziebzig. Und bei mir ist Alles proportional, was hier ein sachdienlicher Hinweis für das Folgende sein soll.

Nun ja. Die Kleider waren zu kurz. In der Taille allesamt zu weit (Juch-huuu, auch die 36er!). Aber in der Oberweite schien’s mir zu fehlen. Da brauchte man Körbchen-Größe C. Wer hat das bei meinen Maßen?

Ich komme – und da scheint mein Lebenserhaltungstrieb zu funktionieren, auf den ich mich doch recht gut verlassen kann – zu folgendem Ergebnis:

Diese schweineteuren Klamotten, mit denen ich meine Miete mehre Monate bezahlen könnte, sind zwar für Frauen meines…….Alters!....Und: Diese Frauen tragen mörder-hohe Pumps, beziehungsweise lassen sich damit zu Steh-Parties fahren. Fahren! Und lassen sich die Brüste mit Silikon pimpen. Zu Körbchengröße C. Minimum!

Und ich? Meistens gefalle ich mir ganz gut. Aber mit Sicherheit nur bei Tageslicht. Es gibt Schlimmeres. Und da isser wieder: Mein Lebenserhaltungstrieb.

Erzählt wer? Na,

die laux
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