Juli

13

2007

Darf's noch mehr sein? Nein. Danke!!! - Eine laux'sche Kolumne


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Also, es gibt Dinge, auf die wir echt verzichten können, die sich uns aber regelrecht aufdrängen. Flyer zum Beispiel. Ja, dieses Werbepapier im Briefkasten. Es müsste sich doch längst herum gesprochen haben, dass fast Jeder so was direkt in den nächsten Papierkorb oder in die Tonne befördert. Unsinnig, dafür Bäume zu fällen. Ich vermute ja, dass die Unternehmen, besonders die ganz Großen diesen Müll produzieren, nicht um den Kunden zu informieren, sondern den Mitbewerber. Also die Konkurrenz. So nach dem Motto „Ätsch bätsch, wir waren schneller als Ihr!“

Die Steigerungsform von Flyern im Briefkasten sind Flyer in Plastiktüten. Bei Mc Paper, übrigens einer Tochter der Deutschen Bundespost, werden die Mitarbeiter dazu angehalten, jedem Kunden nicht nur die Ware in eine Tüte einzupacken, sondern auch einen Flyer mit den neuesten „Angeboten“. Ja, genau! Gehen Sie mal zu Mc Paper und kaufen 500 Blätter Schreibmaschinenpapier. Da werden Sie Hundert Pro gefragt: „Hätten Sie gerne einen Kugelschreiber dazu?“ Boah, das nervt, oder? Mir sagte mal eine Mc Paper Mitarbeiterin – dabei leicht nach vorne gebeugt zu mir gewand, damit sie nicht so laut sprechen muss: „Das hat uns unsere Chefin gesagt, das wir das jedes Mal fragen müssen.“

Na suuuuper: Jetzt muss man sich wie Letzte fühlen, wenn man die Gängelei der Unternehmer gegenüber ihre Mitarbeiter nicht unterstützt. Das Geschäft mit dem schlechten Gewissen. Auf die Taktik stehe ich ja!

Seitdem ich das erste Mal beim Bäcker und beim Metzger war, werde ich armes Ding gefragt: „Darf’s noch mehr sein?“ Als Kind hat man mir die Kohle zum Einkaufen abgezählt. Da kannte man die Preise auch noch, und die stiegen nicht jeden Tag. Außerdem sagte man mir ganz genau, was ich mitbringen sollte. Und das tat ich dann auch. Also: „Nein, danke.“

Wie oft habe ich in meinem Leben schon „Nein Danke“ gesagt? Hach, ich weiß es nicht. Ich hatte seltener Sex, als dass ich „Nein Danke“ gesagt habe. Bisher. In meinem Leben.

Leute, das ist bitter. Diese Erkenntnis führt jetzt zu einer Konsequenz….Aber ich muss noch darüber nachdenken. Hmmmm, weniger nein-danke-Sagen oder mehr Sex haben?

Also: Jetzt langt’s aber. Vor welche Alternativen einen Metzger und Bäcker und……jetzt auch noch Mc Paper stellen. Unglaublich.

Das ist wie bei meinen Freunden von Tchibo. Wie oft wäre ich schon beinahe im übertragenen Sinne mit meinem Astralhintern einer Tchibo-Verkäuferin ins Antlitz gesprungen, als sie mich fragte: „Möchten Sie auch Kaffee?“ Was? Kaffee? Bei Tchibo? Achso, ehm, stimmt ja. „Nein, danke.“

Sehen Sie, da haben wir es wieder!

Und da fällt mir noch etwas ein: Callcenter. Es klingelt. Anonyme Telefonnummer. Ich nehme trotzdem ab. Und eine honigsüße Stimme wünscht mir „einen wunderschönen Tag“. Fragt mich als nächstes, ob ich Frau Laux wäre. Ja, das ist diese Fragetaktik, bei denen man Ja-Antworten provoziert. Ich habe jetzt neben meinem Telefon eine gelbe Trillerpfeife liegen. Herr Wallraff, nein, ich habe kein Mitleid mit diesen Leuten. Dann müsste ich das Spiel ja mitspielen. Deshalb. Abpfiff anstatt „nein danke“.

Es pfeift zum Abschied heute wer? Na,
dielaux



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