Juni

27

2007

40plus: Auch Prommifrauen bekommen Falten. Aber auch mächtig Knete


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Im 19. Jahrhundert war die Frau Kommerzialrat eine Prominente. Sie wurde mit dem Titel ihres Mannes angesprochen, wurde hofiert und war wer.

Noch in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts empfahl uns eine adrette Frau, womit man sich am besten die Zähne pflegt. Denn sie wusste es ja, als Zahnarztfrau.

Im 21. Jahrhundert hat die Frau es geschafft, einen eigenen Prommistatus zu erreichen. Ob eine Ferres oder eine Poth, ehemals Feldbusch. In der Werbung sind sie mal fröhlich und naiv, mal damenhaft und taff-businesslike. Da ist eine dauerjunge Maischenberger: im Interview intim, fast erotisch verführerisch dem Gast nahe, dennoch kritisch, hochinformiert, am Ende doch ein Ziehkind eines mittlerweile in die Tage gekommenen journalistischen Protegeurs. Und demnächst Mutter. (Oder schon? Egal.) Ebenso wie die Talktanten aus der unteren Garde, die einem breiten Publikum überwiegend durch ihre Vornamen bekannt sind, wie „Bärbel“ oder „Britt“.

Was sie jung hält, wenn man sie fragt? Sport, keine Drogen, die Liebe und das bürgerliche Leben und vor allem: viel Wasser.

Geblubber!

Es sind unter den Prommifrauen nicht wenige, die uns Normala in der Werbung vermitteln, wie man das am besten macht, was wir am liebsten machen: Telefonieren und Männer mit einem strahlenden, faltenfreien Aussehen und hochglänzendem Haar verführen. Die Frau muss sich schon ihr Vergnügen etwas kosten lassen. Von Nix kommt nix.

Und da kommt – ja, von wegen! – auch schon die Rettung in Gestalt von ..nein, nicht „L’Oreal-weil-ich-es-mir-wert-bin“……von DOVE!
Ausgesprochen: Daw.

Sie sind es, die zu Frauen stehen. Egal mit welcher Figur, egal, welchen Alters.
Sie sind es, die die „Initiative für wahre Schönheit“ kreiert haben.
Sie sind es, die „pro Age“ und nicht „Anti-Age“ sind.
Sie sind es, die Solarien und Hautärzte pleite machen (wollen).
Sie sind clever! – Sonst sind sie wie alle anderen Unternehmen, die Frauen ausnehmen.

Der Stern titelte in den 70er Jahren: „Ich habe abgetrieben!“ Prommifrauen bekannten sich zu Abtreibungen. Diese Frauen haben sich zu etwas bekannt und damit Mut bewiesen.
Sie waren nicht nur prominent, sondern haben auch polarisiert. Mit einem nicht gerade unriskanten Outing für den eigenen Ruf. Und daher eine wirklich Botschaft, im Sinne der Aufrichtigkeit.

Was haben dagegen die Mädels 40plus, die heute super bekannt sind, zu bieten? Einen oder –zig Jobs mit Mördergehältern, ein mehr oder weniger faltenarmes Gesicht, glatte Oberschenkel, pralle Brüste, Haare wie Gold, ein gesundes Baby (wer spricht von den Fehlgeburten, die sie davor hatten und den etwaigen Abtreibungen, die sie - warum auch immer - vornehmen ließen*), einen Mann, der sich neben ihnen solange blicken lässt, bis…….na, das wissen wir heute noch nicht…

Liebe Prommifrauen: Wie lebt ihr wirklich? Und zu welchem Preis? Und mit welchen Privilegien?

Gisela B. Laux

*P.S. Die traurige Tatsache, dass eine Schwangerschaft für Frauen über 40 für das Kind und die Mutter riskant sind, macht auch vor Prommifrauen nicht halt. Es wird daher viel zu optimistisch und unkritisch von Prominenten propagiert, mit welcher Zuversicht sie einer solchen Schwangerschaft entgegensehen. Schönfärberei, ähnlich wie bei Werbung für Haarcolorationen.




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