Mai

23

2007

Fragwürdige Ehrerbietung gegenüber toten Bundeswehrsoldaten

Es gibt sie, meist in landschaftlich idyllischer Umgebung, in und vor Kirchen: Denkmäler, verschnörkelter Stein mit den Namen von Gefallenen. Aus dem ersten Weltkrieg und dem Zweiten.

Die Einen stehen davor, die den Krieg als Soldaten erlebt haben oder selbst Jemanden auf dem "Schlachtfeld" verloren haben und empfinden Wehmut, unendliche Trauer und wissen: "Krieg ist sinnlos, es gibt keine Gewinner, schon gar keine "Sieger".

Und es wird immer Menschen geben, bei denen Bilder von Kriegsverbrechen und dem Holocaust im Gedächtnis ablaufen. Verständlicherweise. Und das darf, historisch und ethisch betrachtet, auch nicht vergessen und schon gar nicht verleugnet werden.

Für Andere wiederum sind die Gefallenen Helden. Was sich schon wie ein Widerspruch in sich anhört.

Die Verehrung eines Heldentums kann ich nicht nachvollziehen. In Kriegs- und Sciencefiction Filmen wird der Soldat nicht als ein Söldner dargestellt, als untergebener Befehlsausführer, sondern als Hero: Stark, voller Kraft, Entschlossenheit und Ausstrahlung. Und wenn er fällt, fällt der Glaube an allen (aufgesetzten) Werten und Stolz ersetzt das Loch, das die Vernichtung hinterlassen hat. Die Nachkommen trotzen der Niederlage und schwören Rache.

Deutsche Soldaten machen in Afghanistan seit den 20er Jahren Einsätze. Man sagt, sie seien beliebter als andere Soldaten, weil sie der Bevölkerung immer geholfen haben.

Heute erreichen drei deutsche Soldaten ihr "Heimatland". Tot. Sie werden zweifellos geehrt werden. Mit staatlichem Tam-Tam.

Was haben sie davon?
Was haben ihre Angehörigen davon?

Man wird ihre Namen Einzeln nennen und sie als Helden feiern.

Der Berufssoldat hat den Auftrag, auf Befehl zu töten.

Ich möchte an Erich Maria Remarques Buch "Im Westen Nichts Neues erinnern".
Auf Befehl im Auftrag zu töten und für ein Land zu sterben ist sinnlos.

Da ist man kein Held. Man ist tot.

Die drei Soldaten sind unwiederbringlich tot. Und die Tötung ist - zeitlich und örtlich - innerhalb eines offiziellen Einsatzes der Bundeswehr verübt worden.

Es herrscht Trauer. Aber: stellt man sich auch Fragen?

Zum Beispiel: Was ist mit den Soldaten, die friedliche Unterstützung leisten? Ist das Nichts?

Die Bundeswehr ist technisch hervorragend ausgestattet. Ich meine nicht die Waffen. Ich meine den ganzen Rest.

In der Bundeswehr sind Menschen mit Know How in vielen Bereichen.

Dies kann man einsetzen, um Leben zu retten, ohne Leben zu vernichten.

Das ist es, was ich an der Bundeswehr potentiell und realistisch für sinnvoll erachte.

Und nur das.

Gisela B. Laux
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