Leidet ein Teil von Deutschland an Amnesie? Die Suche nach Durchblick mit Perspektive für Frieden und Gewaltfreiheit

In den 60er Jahren wurde der Ruf nach sogenannten „Gastarbeitern“ in Deutschland laut. Sie kamen überwiegend aus Italien und der Türkei aus ländlichen Regionen. Die Löhne für die „Gastarbeiter“ waren deutlich niedriger als für deutsche Mitarbeiter. Dennoch haben Sie ihre Arbeit geleistet. Ihre Unterkünfte waren unter Durchschnittsniveau, was noch untertrieben ist. Untertrieben für Barracken. Ein Teil von Ihnen kehrte in ihr Ursprungsland mit dem Lohn zurück und baute sich damit einen Grundbesitz für die Familie auf. Ein anderer Teil blieb in Deutschland, integrierte und etablierte sich.

Das Etatblieren beinhaltet auch, zum Etat mit Steuern beizutragen. Somit zum Bruttosozial- und zum Bruttoinlandsprodukt. Die „Ausländer“ wurden Teil unserer Gesellschaft, beteiligen sich auch bis heute an Solidargemeinschaften finanzieller Natur. Ohne diese Menschen wären Versicherungen und Banken Klitschen. Ohne sie gäbe es keine Vielfalt. Das ist keine sentimentale Feststellung, sondern eine Tatsache.

Nun flüchten Menschen vor Bomben, und eine Debatte entbrannt, die zu keinem produktiven Ergebnis führen kann.

Solange radikale Gedanken gehört werden, als politisch motiviert eingestufte Straftaten durch banale Erklärungsversuche Einlaß in unsere Gesellschaft finden, kann diese Debatte keine sein. Denn zu einer sinnvollen Debatte gehören diverse und (!) produktive Sandpunkte. Eine zielführende Debatte lebt von den Werten der Diskutanten. Und mit Fanaten und Gewalttätern diskutiert man nicht.

Wir sollten nicht vergessen, dass Menschen aus anderen Kulturen unser Land wachsen lassen, wie es damals die „Gastarbeiter“ getan haben, gleich, ob Sie „nur “ „Gäste“ waren oder zurückkehrten. Eine win-win-Situation ist das bis heute.

Und vor allem sollten wir respektieren, dass auch Flüchtlinge ebenso wie wir Wertvorstellungen haben. Und sie haben zweifellos viel durchgemacht und verdienen als Menschen von uns Menschen Offenheit, Hilfe und auch die Entgegennahme von deren Beiträge zu unserer Gesellschaft.

Geben ist seliger denn nehmen?

Das kommt ganz auf die Gabe an.

Wenn Flüchtlinge um ihr Wohl nun auch hier fürchten müssen, ist das ohne Einschränkung nicht hinnehmbar. Für mich als gebürtige Deutsche (wofür ich nichts kann) und Freigeist (was für mich kein Schimpfwort im Gegensatz zum „Gutmenschen“ ist) nicht.

Unsere Regierung verspricht den Asylbewerbern Arbeit. Damit bin ich voll und ganz einverstanden. Da braucht man mich auch nicht zu fragen; denn aus meiner Sicht ist Arbeit ein Grundrecht. Und dieses Grundrecht muss wieder eingelöst werden.

Im Übrigen braucht das Land, das für seine Dichter und Denker gerühmt wird auch wieder Geisteswissenschaftler. Ein vielfacher Hinsicht ist Deutschland, was seine Mentalität betrifft, sehr steigerungsfähig. Mit Export, Billigimport, Dumpinglöhnen und Dumpingpreisen, Qualitätsverlust und Outsourcing ist das nicht zu stemmen. Im Gegenteil.

Und…wäre ich frisch in Deutschland angekommen und sollte mich an Werte orientieren, würde ich mich fragen, was das für Werte sind: Ein Land, indem Frauen weniger Rechte haben als Männer, ein Land, in dem die Armut wächst, aber auch der Reichtum, ein Land, in dem im Fernsehen Wettbewerbe ohne Ende gezeigt werden, ein Land, in dem der Einzelne es einer Gesellschaft nicht Recht machen kann und im Burn out mündet, ein Land, in dem die Bürokratie sich selbst verwaltet, ein Land, das heute in der Schockstarre ist, um am nächsten Tag in Letargie zu versinken, ein Land, in dem Kinder in den selben Wettbewerb geboren werden, in dem ihre Eltern stecken.

Ich wäre bei so viel Durchblick ratlos!

Ich möchte produktive Antworten, die den Frieden unseres Landes allumfassend gewährleisten.

 

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