Wo endet Information und wo beginnt Manipulation?

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Ein klarer Blick für Unklares – Sich nicht Verklären lassen…

Ein guter PR-Referent ist Jemand, der ein Unternehmen repräsentiert. Er zeigt sein Gesicht, wenn das Unternehmen eins braucht.
Mitarbeiter werden entlassen? Ruf den PR-Referenten, und er wird mit „einfachen“ Worten transportieren, warum diese Entscheidung „not-wendig“ (<--interessantes Wort, so unter der semantischen Lupe betrachtet) war. Manche PR-Referenten bedienen sich - so sie hilfesuchend nach Argumenten und Rechtfertigungen suchen - glückskeksartiger Aphorismen. Wie Politiker. Wer erinnert sich schon nicht an das "entscheidend ist, was hinten herauskommt"? Das ist spektakulär unspektakulär. Besonders, wenn man bedenkt, dass ein ehemaliger Bundeskanzler dessen Politik damit rechtfertigen wollte. Echtes Futter für Kabarettisten. PR Referenten arbeiten nicht nur mit dem Ansinnen, betriebsintern zu motivieren, sondern, wie bislang erwähnt, der Öffentlichkeit ein Ziel zu verkaufen. Einen Sinn. Der Beruf hat an sich nichts Unmoralisches an sich. Denn, warum sollte man nicht die konzerninternen Personen nach den Intentionen der Unternehmen befragen? Es muss nicht sein, das Dritte eher unabhängig sind und die Wahrheit sagen. Warum zum Beispiel gilt der Kachelmann Prozess bereits vor dem endgültigen Urteilsspruch als der am meisten von den Medien beobachtete und überhaupt in der Öffentlichkeit diskutierte Strafprozess seit "Beginn der Bundesrepublik? Macht es die Kombination, dass Medien über einer der ihren urteilen und deshalb am Ball bleiben, weil sie ihrer Informationspflicht und somit dem Recht auf Information nachkommen wollen? Oder ist es:

Sex and Crime sells?

Wirklich schwierig ist es, sich überhaupt nicht mit dem Thema auseinanderzusetzen, solange man aktuelle Medien rezipiert, und es ist nicht minder schwierig, bei diesem Thema völlig unemotional zu sein.

Themen werden zu Themen, indem Öffentlichkeit involviert wird.

So ist es auch mit der Sarrazin-Debatte. Denn durch diese ist sein Buch erst zum Bestseller geworden. Ein anschauliches Beispiel für unfreiwillige, negative Werbung. Seitens der Diskutanten. Ein Nebeneffekt: Das Thema Integration ist ganz weit nach vorne in den Fokus unserer Wahrnehmung gerückt. Abgelehnt an die Fotografie stellt sich die Frage: Ist der Fokus das A und O eines Fotos? Die Auswahl eines Motivs kann zur Bewusstseinsänderung führen. Das Detail eines Gesamtbildes wird zum Hauptobjekt der Wahrnehmung. Der Fotograf lenkt den Blick auf ein Detail. Deshalb stellt sich hier die Frage, ob der Fokus auf das Buch Sarrazins uns wirklich auf eine konstruktive Gestaltung von Integration, die moralisch und gesellschaftlich selbstverständlich sein müsste bringt? Von mir ein klares „Nein.“

Man kann einen Menschen, der so in der Öffentlichkeit und in der Verantwortung steht ebenso wenig übersehen wie eine gewaltige Naturkatastrophe. Das würde Ignoranz oder Scheu bedeuten.

Möglicherweise wäre es aber besser gewesen, ihm nicht diese Aufmerksamkeit zu schenken, die er jetzt erhalten hat.

Diese Energie hätte man wirklich schon immer in sinnvolle Integrationsprojekte investieren können. Und in einen Panorama-Blick in unsere Gesellschaft, die aus unterschiedlichen Kulturen gebildet wurde und sich auf dieser dynamischen Basis (physikalisch vielleicht unmöglich, mental aber machbar) weiterentwickelt.

Was Kachelmann betrifft, ist auch hier die Medienaufmerksamkeit in ihrer Qualität nicht mehr produktiv. Hier wird über das Informationsrecht weit hinaus geschossen. Ist Kachelmann schuldig, soll er dafür bestraft werden. In diesem Fall werden es seine Opfer oder sein Opfer schwerer haben, damit fertig zu werden, was er verübt hat. Keine Frage. Ist er es nicht, ist er schon bestraft worden.

Sich der Manipulation zu entziehen ist schwer, aber möglich. Das kann nur durch kritische Selbstüberprüfung kontrolliert werden.

Eigentlich wollte ich über gute Werbespots schreiben; denn mir gefällt der „Schockt Eure Eltern, lest ein Buch“ ganz gut. Dabei denke ich daran, wie sehr mich Bücher inspirieren. Man kann mit einem Buch verreisen, so man einen Autor vor sich hat, der so intensiv beschreibt, dass man zumindest zum Protagonisten eines Films wird. Ich befinde mich gerade in einem Dorf in der Toscana…

Ihre
Gisela B. Laux
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