Hamburg 1965: Da war die Welt noch in Ordnung. Oder?

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Foto: Getty Images

1965 war das Jahr, in dem die Queen erstmalig Deutschland besuchte. Die Stones gaben ihr Konzert.

Hysterie, Verzückung, Ekstase

auch für die Beatles.

Im Hirn nix drin, im Haar viel Fett, ein Ted

Neben den Teds mit ihren Schmachtlocken, demonstrieren auch Rocker ihr

jugendliches Selbstbewusstsein,

bevor sie sich, kaum 25-jährig dem bürgerlichen Leben widmen.

Kanzler Ehrhard dankt den Tausenden von Hafenarbeitern für das geleistete und lobt das „Deutsche Vaterland“ als ein freies Land aus.

In den Städten sieht man Trümmer vom 2. Weltkrieg, Kränze werden vor den Gedenkstätten gegen die Naziverbrechen gelegt.
Die Jugend träumt von Berufen wie Stewardess, Mannequin, Pilot etc.

Doch es gab freilich schon Schattenseiten in einer von Gegensätzen geprägten Zeit. Der „alte Geist“ der Naziherrschaft spukte weiter herum. Wer nicht zum Bund wolllte, wurde noch „Kriegsdienstverweigerer genannt“. Wohnungslose wurden als „Penner“ oder „Gammler“ bezeichnet. Homosexualität wurde gemäß dem §175 bestraft. Hatte ein Mensch eine dunkele Hautfarbe, nannte man ihn ganz „selbstverständlich“

Neger

Der „Negerkuss“ und der Sarottimohr, auch das nickende „Negerpüppchen“ in der Krippe der katholischen Kirche, dass „dankbar“ nickte, wenn man 10 Pfennig hineinwurf, wurden keinesfalls kritisch beurteilt.

Ein allgemeines, sprich: gesellschaftlich kollektives, soziales Bewusstsein nach Kriegsjahren und inmitten einer Zeit des Aufbruchs und der Revolte gegen alte Krusten hatte offenbar keinen Platz.

Frauen hatten zu heiraten und Kinder zu bekommen, idealer Weise Nachkommen, also Jungs zu gebähren. Sie sollten gepflegt und adrett sein und Männer in deren Ansichten und Ziele bestärken. Das Glück des Mannes als Mittelpunkt des Lebens. Wenig später wurde die Redewendung

Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau

die schmeichelhaft wirken sollte, geprägt.

Das Leben und die Freiheit genießen, ein angepasstes unauffälliges Leben führen, dem Staat dienen und schauen, dass der Nächste nicht auffällig wird, das war deutsch und gut. Zwar sollte man nicht denunzieren, denn es herrschte ja noch die Losung:

Der größte Feind im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant

Dass sich nur 45 Jahre später Wahrzeichen deutscher Industrien gemeinsam mit den Immobilienhaien und den Banken verspekulieren, die Arbeitslosigkeit und die Armutsrate bishin zu Kindern von einer demokratischen Regierung mitgesteuert explodiert und man sich in der Bevölkerung untereinander nicht mal die Butter auf dem Brot gönnt, damit wollte wohl noch Keiner rechnen…

Doch es kam, wie es jetzt ist.

Copyright Gisela B. Laux 2010

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