Faust in der Tasche die Einen – Ex-Lichtgestalt der Verteidigungspolitik der Andere – zu Guttenberg geht

11:06h
Der Journalist Ulrich Deppendorf hat in der ARD das Vorwort. In ein paar Minuten wird der Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg den Rücktritt nach circa eineinhalb Amtsjahren antreten.

Die Presse spricht in bunten Bildern, letztendlich in Parodien der Politiker, in ihrer Form der Selbstdarstellung dieser Tage:

die Faust in der Tasche getragen

haben sollen Politiker der

eigenen Reihen

Bildundungsministerin Schavan hat sich

nicht nur heimlich geschämt

Seltsam nur, wie das auf einmal kommt. Wir erlebten die große Solidarität kurz nach der Bundestagsanhörung. Klare Spaltung der Meinungen von eigener Partei und Opposition. Während zu Guttenberg sich noch als überforderter Familienvater für seine erschlichene Doktorarbeit rechtfertigen wollte und die Fans des Glamourstars von Fehlern sprachen, die wir alle machen, Fans von der eigenen Partei, über die Kirche (Verzeihen) bishin zum Meinungsmacher Top Number One BILD, kann es jetzt und darf es nicht anders sein, dass zu Guttenberg zurücktritt.

11:20h…..synchron mitgeschrieben

Schmerzlichste Entscheidung meines Lebens…es geht nicht nur um eine fehlerhafte Doktorarbeit Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur um meine Person gehen soll, ziehe ich die Konsequenz….die Konsequenz, die ich auch von anderen verlangt habe…ich habe zu meinen Fehlern zu stehen…..deshalb habe ich mich bei Ihnen öffentlich entschuldigt…..warum erst heute? Ein unbefriedigender, wenn auch allzu menschlicher Grund.….ein Amt, an dem mein Herzblut hängt..mediale und oppositionelle Taktsequenz..(Hinzufügung der Autorin: sei es gewesen, die es notwendig gemacht haben sollle, sich)..die gebotene Zeit zu nehmen..

gerade eine Frage des Anstandes

…Verantwortung gegenüber Soldaten….angesichts massiver Vorwürfe hinsichtlich meiner Glaubwürdigkeit…..ich habe bereits um Rücknahme meine Doktorarbeit gegeben….die enorme

Wucht der medialen Betrachtung meiner Person

zu der ich selbst beigetragen habe…wer sich für die Politik entscheidet, darf kein Mitleid erwarten…..jetzt wird es heißen, dass zu Guttenberg der Poltik nicht gewachsen ist….ich danke meinen Parteikollegen, vielen Menschen und Soldaten..(die sagten),….ich solle nicht zurücktreten…..gebe ich meinen Gegnern Recht (Anmerk. d. Autorin:war eine Bemerkung ausder eigenen Partei), dass ich nicht zum Minister der Selbstverteitigung, sonden der Verteitigung ernannt wurde….ich habe meine Kräfte überschritten.
Quelle: n-tv 24

Heute ist er ein frischer Ex- Minister, nicht der Verteidigung, nicht der Selbstverteidigung, sondern einer Konsequenz, verpackt als tiefe, demütige Sebsterkenntnis?

Es geht nicht um eine „fehlerhafte Doktorarbeit“, sondern um einen erschlichenen Doktortitel, um Betrug. Auch nicht um mediale Verzerrung. Trotz aller anfänglichen, geradezu automatischer Loyalität, Sentimentalität von Bürgern, die Personen wählen und nicht auf Ernsthaftigkeit und Qualität eines Politikers achten, wurde nunmehr von Seiten überwiegend Intellektueller – aber nicht nur von deren Seite! – der Druck zu hoch. Auch war er mit der Mediendarstellung nicht zufrieden. Die mediale Taktsequenz war ihm zu hoch. Wollte er mehr Zeit, damit der Vorhang des Vergessens fällt?

Man kann keine Bühne betreten, wenn man das Adrenalin des Applauses nicht mehr spürt. Zu Guttenberg war ein Darsteller, ein Star und zu wenig Politiker. Das aber war seine Aufgabe, die nun ganz aufgegeben hat.

Auch, wenn er ansatzweise anerkannte Dichter und Denker mäßig akademisch zitierte, so war er nicht mehr als ein Schmierendarsteller, der auf Gefühsduselei und opereske Melodramatik setzte.

Das Leben wird für ihn in privilegierter Form weitergehen.

Copyright
Gisela B. Laux 2011

13:51h: Hier ein Link, auf dem man die ganze Rede nachlesen kann: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/638286/Guttenbergs-Ruecktrittsrede-im-Wortlaut

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