Der Integrationsbambi

Seit geraumer Zeit schaue ich mir die Staffeln der Firma Hesselbach an. Ich finde das Abbild des Zeitgeistes der 60er Jahre genial.

Erschreckend sind die Parallelen zur aktuellen Zeit. Schon damals versuchte man sich in „political correctness“. Ein Stadtratsmitglied verbessert sich, als es „Putzfrau“ aussprechen will. Im letzten Moment wird daraus – gedacht wurde dabei an den Begriff „Raumpflegerin“, der in derselben Folge „Das Juwel“ verwand wird – die „Putz…pflegerin“.

Heute habe ich in der Ausgabe einer „Freundin“ geblättert und auf den Societyseiten entdeckt, dass Fußballer Mesut Özil den „Integrationsbambi“ erhalten hat.

Wäre es in unserem Land selbstverständlich, dass Menschen jeglicher Herkunft mit dem gebotenen Selbstverständnis hier leben, also ohne Diskriminierung, Diskussion und Hinter- und Befragungen (Integrationstest) angenommen werden, würde es diesen Preis nicht geben.

Hier wird er dem „Integrationsprobanten“ für sein integratives Verhalten verliehen, als ob es seinereseits eine besondere „Leistung“ wäre, als sich als „deutscher Nationalspieler mit türkischer Abstammung“, übrigens 1988 in Gelsenkirchen geboren, in unserem Land zu integrieren.

In „unserem Land“.

Wie sehr muss man sich denn in Deutschland noch als nicht integrationsbereit outen, als mit diesem Preis?

Der Preis ist absurd. Spricht aber Bände, dass sich in „unserem“ Land noch nicht viel entwickelt hat, was man in diesem Jahr in diversen Nachrichten, z.B. über Kirche und Heime erfahren hat.

In der Serie Firma Hesselbach äußern sich die Protagonisten auch über die Nazizeit.

„Ma weiß ja noch net emal, was vor zwanzisch Jahre war…“ (Serie ist von den frühen sechziger Jahre und handelt auch von dieser Zeit!)

Weitaus krassere, weil regelrecht geschichtsverblendende Zitate bringt die einfältige Mama in der Folge „Herr Hesselbach und der Graf von Hesselbach“.

Oha. Wie gesagt: Ein geniales Zeitdokument. Und so….“zeitlos“!

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Gisela B. Laux

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