Der Blick zurück – Warum wir die Peer Group zum Leben brauchen


Der heutige „Candy Lipstick“. Für 19 cent.

Wer von Ihnen erinnert sich an Drogerien? Rossmann und dm sind heutzutage die größten. Wir nennen Sie beim Namen, aber wir sagen nicht mehr „Drogerie“.
Erinnern Sie sich noch an die Lippenstifte für Kinder?
So einen hatte ich damals. Er war klein, ganz hart von der Substanz, sogar rau. Und er hatte einen ganz fiesen Geschmack. Man möchte gar nicht nach Vergleichen suchen.
Er bedeutete etwas: Dass man erwachsen sein konnte. Ohne viel Geld auszugeben wie die Erwachsenen. Es war etwas für Kinder. Also etwas ganz für uns Bestimmtes, Legitimes. Legitim erwachsen werden ist für einen Teenie schon wieder unpassend. Ein Widerspruch zu der oppositionellen Haltung, zu der man sich durch die Gleichaltrigen zwar gedrängt fühlt, aber gegen die man sich ja nicht stellen will, weil man meint, auf deren Anerkennung angewiesen zu sein.

Das kann sich dann bis zum Erwachsenen-Dasein halten. Dieses: Nicht negativ auffallen wollen. Selbst Punker wollen von anderen Punkern nicht als uncool empfunden werden. Und passen sich an. Ein unangepasstes Leben gibt es nicht?

Wie halten Sie es mit Ihrer Selbstbestimmung?

Okay…..den Bogen zum Thema „Peer Group“ spannen…

Wir können uns heutzutage mit unseren eigenen Problemen befassen und mit denen von Menschen medialen Interesses.

Wie entspannend ist es, sich mal nicht seines Alters in Jahren bewusst zu sein und dabei dennoch zurückzublicken. Schnellen Einklang findet man mit Gleichaltrigen, die zum Beispiel, weit von einem entfernt, mal den Geschmack dieses fiesen Lippenstiftes empfunden haben, aber auch den Stolz, legitim dem Erwachsen nähergekommen zu sein. Wo man etwas gespürt hat, ohne es zu hinterfragen und hinterfragen zu lassen.

Oder, sich wieder dran zu erinnern, wie kalt einen die Bilder der Mondlandung gelassen haben. Man war müde, ständig plapperten irgendwelche Sprecher irgendwelches Zeug, um Zeit zu überbrücken. Als dann die eigentlichen Bilder kamen, fragte ich mich damals, was den so toll an diesem völlig öden Mond ist. Niemand zum Spielen, kein Fernseher, keine schönen Gebäude, keine Natur, nix! Und dann dieser unbequeme Mondanzug. Ein Fähnchen in die Erde gesteckt, ein Spruch von einem Schritt. Der mit den Moonboots. Und tschüß.

Jenseits der Leistungen der NASA, der Medien und der tollen Vorbereitungen der Astronauten frage mich heute immer noch dasselbe. Würde ich aber als gebildeter Mensch dazu stehen wollen? Wäre das nicht…uncool?

Und als Erwachsene frage ich mich umsomehr, warum man einen Lippenstift mit einem unangenehmen Geschmack, geradezu widerlich, herstellt. Was für ein unternehmerisches Risiko. Wie wenig kindgerecht.

Aber ich weiß, was er mir als Kind bedeutet hat: Mein persönliches Erfolgserlebnis, meine Identität. Das kann ich nun mit anderen teilen. Und es hat nichts mit Problemen zu tun. Es war einmal und ist jetzt ein schöner Gedanke.

Und der ist genauso real wie jede Katastrophenmeldung.

Das Leben ist endlich. Danke Peer Group.

Gisela B. Laux

Peer Group: Soziale Gruppe von gleichaltrigen Jugendlichen, in der das Individuum soziale Orientierung sucht und die ihm als Bezugsgruppe dient. Peer Groups haben eigene Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen. Diese sind geprägt durch Unabhängigkeit von den Werten und Erwartungen der Erwachsenen. Peer Groups weisen jedoch eine starke Konformität gegenüber den Verhaltensnormen der eigenen Gruppe aus und akzeptieren die Führungsrolle von Meinungsführern. Die Zugehörigkeit zu Peer Groups bestimmt entscheidend das Konsumverhalten der Jugendlichen.

Quelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/peer-group.html

About dielaux