Darf man mal bitte unpolitisch sein?

Ach, Jan Fleischhauer*: Wir werden uns nie richtig einig…

An diesem Wochenende geben sich dieserorts die Sommerfeste die Klinke: In Ratingen das „Kulinarische Kunst- und Kulturfestival, im meinem Lieblingsstadtteil von Düsseldorf, in Flingern feiert das Zakk und bietet einen Riesenflohmart.

Zakk ohne Politik gibt es nicht. Und ich habe mich dort sehr wohlgefühlt. Den konservativen Altvorderen wird man hier nicht finden. Das wäre auch Kamikaze, sich mit dieser Gesinnung hier offen blicken zu lassen.

Man kann aus Allem etwas Politisches machen, selbst aus dem profanen Kochen einer Kartoffel. Das geht auch ökologisch mit Sonne und…ehm Aluminium. Wobei ich mich gerade schwer frage, seit wann Aluminium ökologisch korrekt ist.

Dass sich manche Fragmente, manche (!!!) Versatzstücke linker Aussagen mit rechten Aussagen decken, ist fatal und hat zu nicht ununterhaltsamen Diskussionen zwischen mir und Festmitgestaltern geführt.

So war ich zum Beispiel der Überzeugung, dass der Ausdruck „Kriegsdienstverweigerer“ eindeutig negativ besetzt und somit eine Beleidung für Zivildienstleistende darstellt. Heute sollte ich lernen, dass „Kriegsdienstverweigerer“ ein Protestausdruck eines selbst ernannten Kriegsgegners ist.

Worte!

Sie ändern ihre Bedeutung in Kontexten.

Und jetzt mal ‚was durch und durch Unpolitisches: DER FSV Mainz 05 hat gegen Bayern München gestern gewonnen. Das ist sensationell. Das ist erfreulich. Das ist…

Ja, ich bin in Mainz geboren und freue mich, dass Herr Klopp etwas näher zu mir in die Nähe von Ratingen gezogen ist, will ich doch seine Ehefrau Nummer 3 werden. Was ich ihm natürlich nicht nahebringen kann.

Als Wahlbayerin und sozial denkender Mensch war mir, allen Bemühungen konservativer Erziehung und Franz Beckenbauer zum Trotz, der Verein Bayern München immer von ganzem Herzen verhasst.

Noch vor wenigen Jahren war Mainz 05 nicht mal mehr in der Bundesliga. Meine Prognose traf ein, dass dieser Verein die längse Zeit in dieser misslichen Situation bleibt. Ich und meine Ahnungen. Klasse.

Aber das mit dem jetzigen Sieg hätte ich nicht gedacht. Als Jemand, der Fußball nicht mag und sich selbst – uahh – Weltmeisterschaften und ähnliche Dingsdas nicht anschaut freuts mich trotzdem.

Ich war beim Fußball immer für die Schwächeren. Das mag nach außen langweilig erscheinen.

Jetzt fällst mir schwer, Mainz 05 den Abstieg zu wünschen. Darum tu ich es auch nicht.

Konsequent bleibt wer? Na,

die laux!
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*schrieb für den Spiegel und landete einen Bestseller, in dem er sich als Konservativer outet, der von ’68 genervt ist. Dolle Wurst!

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