Bundestag Live in der ARD – Statt „Sturm der Liebe“ Ansturm der Fragen, Polemiken und Beteuerungen


Ein Opferlamm noch vor Ostern? Nicht nur „Sturm der Liebe“, sondern auch „verrückt nach Meer“ wurde ausgesetzt.

Es ist 15:30h. Sendeort: ARD. Anlass: Bundestag Live – Bundesverteidigungsminister Guttenberg soll sich den Fragen zu seinem erschlichenen Dr.-Titel stellen.

Ostentativ nennt ihn Jürgen Trittin „Herr Doktor“*. Guttenberg lächelt. Man weiß das Lächeln nicht auf Anhieb richtig zu interpretieren. Ist er geschmeichelt, ist es ein ironisches Lächeln, das Lächeln eines schuldbewussten Bekenners?

Es ist nicht das erste Mal, dass sich in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Politiker vor den eigenen Reihen medial rechtfertigen müssen.

Erinnert man sich an die Rede Philipp Jenningers aus dem Jahr 1988, aufgrund derer man ihm Antisemitismus vorwarf, an Ex-Bundeskanzler Helmut Kohls „Ehrenwort“ angesichts Bestechungsvorwürfe, an den VISA Ausschuss, vor dem sich Joschka Fischer rechtfertigen musste und an frühere Reden nach Misstrauensvoten.

Alle diese Fälle können unterschiedlicher kaum sein, haben Sie aber gemeinsam, dass ein demokratisches Werkzeug eingesetzt wird: die Befragung des Bundestages im medialen Rahmen.

Guttenberg, sichtlich bemüht Fassung zu bewahren, ringt nach Worten, wiederholt gegenüber Trittin dreimal

Ich sage Ihnen auch warum…

Man kann es live erleben, wie ein Mensch öffentlich scheitert, seine Fassung verliert. Wie er versucht, stets die korrekte Anrede

sehr verehrter Herr Kollege Trittin

anzuwenden, um dann doch ins Straucheln zu geraten und ein allgemeines Raunen der Opposition auszulösen, als er auf seine Rolle

als junger Familienvater

hinweist, die ihn so gefordert habe, dass er Fehler begangen habe.

Den Knopf des erhofften Mitleides zu drücken, war ein großer Fehler.

Welche Fehler werden Eltern, die keine politischen Ämter inne haben zugestanden?
Was wird ihnen abgefordert. Werden sie vor Sanktionen geschützt? Kann sich ein Angestellter oder Facharbeiter arglistige Täuschung leisten, ohne gekündigt zu werden? Würde es dessen Arbeitgeber beeindrucken, wenn er Rechtfertigungen aus der Schmierentheaterkiste gegenübergestellt würde?

Die Fragen beantworten sich von selbst.

Jetzt sind wir, die Arbeitgeber der PolitikerInnen gefragt, ob wir mit zweierlei Maß messen wollen. Zu Ungunsten von Demokratie, Gleichheit und Gerechtigkeit. Zu unseren Ungusten.

Diese Veranstaltung entbehrte trotz berechtigter Vorwürfe an stringender Sachlichkeit. Nicht Brot, aber Spiele für die vorrauszahlenden BürgerInnen.

Copyright Gisela B. Laux 2011

*Er befragt Guttenberg polemisch nach dem Gespräch, das dieser mit

Frau Dr. Merkel

geführt habe. Frau Merkel ist Ehrendoktorin und gibt sich selbst nicht den Titel. Ein Schuss nach hinten von dem verhinderten vor-karnevalistischen Büttenredner Jürgen Trittin. (möglicher Weise muss er nun mit einer höhnischen Namensänderung rechnen)

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