Bitte haben Sie Verständnis!

Immer und immer sagt man mir als Bewerberin diesen Satz.

Der Arbeitsmarkt befindet sich ungebrochen in einer Schieflage, was Angebot und nachfrage betrifft. Zirka 100 Bewerberinnen auf eine Arbeitsstelle, und das mittlerweile aus allen Bundesländern.

Die Flexibilität der BewerberInnen kennt jetzt keine Grenzen mehr. Arbeit ist ein zu wertvolles Gut, als dass man darauf verzichten könnte.

Eine Bewerbung ist ein Projekt. Somit ist ein Arbeitsuchender faktisch kein Arbeitsloser. Jedes einzelne Projekt beinhaltet die Vorauswahl aus den Plattformen im Internet, der Auswertung der Tagespresse, Initiativbewerbungen, Special Interest Magazine etc. Dann werden die Stellenangebote studiert, die Website des Unternehmens gelesen, nach den Geschäftsführern in den Social Media recherchiert, Pressemitteilungen ausgewertet, eine Marktanalyse des Unternehmens erstellt. Das Ganze wird mit der eigenen Vita abgeglichen, dann ein telefonischer Erstkontakt, wenn seitens des Unternehmens nicht ausdrücklich unerwünscht, geschaffen, das Bewerbungsmaterial zusammengestellt und das Anschreiben verfasst.

Für diese Vorarbeit und den Vertrauensvorschuss mit den eigenen Sozialdaten gibt es dann Textbausteine.

Nachfragen bei den Unternehmen, woran es denn spezifisch gelegen haben soll, dass man

bei der Vorauswahl nicht berücksichtigt werden konnte

unerwünscht!

Bitte haben Sie Verständnis,

dass wir nicht noch jedem einzelnen Bewerber sagen können, woran es lag.

Mehrmals sagte man mir bei telefonischer Nachfrage, ich sei nicht die einzige Bewerberin, und so

ist nun mal das Leben!

Wenn Politiker meinen, äußern zu müssen, wie Patrick Döring, es gäbe so wenig Arbeitslose

wie vor 20 Jahren

dann mag man das leidenschaftslos bezweifeln dürfen. Arbeitsplätze unter Mindestlohn, Kurzarbeit und die Verweigerungshaltung der Bundesagentur für Arbeit produktiv zur Arbeitsvermittlung beizutragen geben nicht den geringsten Anlass zum Optimismus.

Wer keine Arbeit hat, muss sich schämen.

Es wird nicht gefragt, was Arbeitssuchende unternehmen, um Arbeit zu finden. Vielleicht konnte ich jetzt dazu beitragen.

Gisela B. Laux
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