Bad Influencer auf dem Arbeitsmarkt: Fake-Stellenangebote!

Jährlich gibt der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) Statistiken heraus. Erst kürzlich erschienen Auswertungen zu Befragungen von Lehrlingen bezüglich deren Zufriedenheit mit deren Ausbildung.

Eine sinnvolle Angelegenheit, sofern die Auswertung objektiv ist.

Glaubhaft ist allerdings, dass der Zufriedenheitsfaktor bei Azubis in Berufen wie den des Industriekaufmanns und der Industriekauffrau ungleich höher ist als bei den Friseur-Azubis. Letztere erhalten weniger Lehrgehalt und haben belastendere Arbeitszeiten. Überstunden werden weder in Lohn noch in Freizeit ausgeglichen.

Hier wird die alte Redensart über die

Lehrjahre

bewusst nicht zitiert, weil diese in der Umsetzung unmenschlich ist.

Ab gesehen von der Ausbeutung von jungen Menschen durch Arbeit- „Geber“ gibt es eine Unsitte, die nicht neu ist, aber durch die Digitalisierung, was die Folgenschwere betrifft, weitreichender.

Wenn ein Unternehmen zeigen möchte, dass es vital ist, also gute Gewinne erzielt, dann wurde vor den Zeiten der Digitalisierung in dem traditionellen und viel genutzten Medium Tageszeitung mal eben ein Stellenangebot geschaltet. Ja: Auch, wenn keine Stelle anzubieten war. Frei nach dem Motto: „Wer schließlich soll das beweisen können?!“

Die vielgeschätzte Konkurrenz konnte dann auch sehen, dass sich MeyerMüllerSchmitzCoKGmbH mal wieder eine/n Angestellte/n leisten konnte.

Ganz nebenbei wurde dabei die viel zitierte eier-legende Wollmilchsau gesucht, was dann, am Ende des Tages signalisieren soll: „Wir suchen nur die Qualifiziertesten.“

Und schon wieder einmal hat man recht kostengünstig auf sich aufmerksam gemacht. Tue Unnützes, aber rede nicht darüber. Tja!

Und heute: Da geht das viel effizienter. Kostengünstiger, mit noch mehr Aufmerksamkeit als dies eine Zeitung erreichen kann und mit dem hervorragenden Nebeneffekt, dass man sich als Unternehmer Daten erschleichen kann, ohne offiziell, also ganz und gar  un-justiziabel gegen den Datenschutz verstoßen kann.

Heißt im Klartext: Man suche auf eines der vielen Stellenportale wieder mal eine eier-legende Wollmilchsau, haut mit dem Profil über die eigene Firma und dem des angeblich gesuchten neuen Mitarbeiters gründlich auf den Putz.

Der Effekt: Es wird gelesen, was man angeblich als Dienstleistung so Grandioses anbietet, oder wie sozial man ist.

Wenn dann von dem Stellenportal auf die Website des Unternehmens gelinkt wird, öffnet sich ein reizendes Formular, auf dem der Bewerber hübsch alle seine Daten platzieren kann. Und, da es doch viel angenehmer ist, Jemanden einzustellen, der noch eine Arbeitsstelle hat, dann darf dieser auf diesem liebreizenden Formular auch genau ausfüllen, als was er für ungefähr welches Gehalt (in Tausender-Schritten) aktuell beschäftigt ist.

So wird nicht nur der Bewerber/die Bewerberin ausgeforscht, sondern, so quasi nebenbei die Konkurrenz.

Wie macht man das „am besten“?

Indem man Wörter in dem Stellenangebot verwendet, die von möglichst vielen Menschen in Suchmaschinen eingegeben werden. Man bedient sich der SEO-Kriterien. (in Deutsch: Suchmaschinenoptimierung. Hier geht es darum, mit den Worten möglichst schnell gefunden zu werden. Die Worte sollten nicht zu Allgemein sein, aber auch nicht zu speziell.

Hier eine Erklärung für die, die schon etwas in der Materie sind:

Eine sehr hohe Relevanz auf die Rankings haben relevante Inhalte auf einer Webseite. Schreiben Sie die Texte nicht für die Suchmaschinen, sondern für den Nutzer. Es reicht aus, wenn die Inhalte für die Suchmaschinen strukturiert werden und Sie auf Ihrer Seite eine richtige Onpage Optimierung durchführen. Der Content muss für den Menschen einfach lesbar und interessant sein.

In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr aus 250 Wörter zu einem bestimmten Thema von einer anderen Webseite abzuschreiben und von diesen Beiträgen eine Vielzahl zu erstellen. Die Menschen möchten echte und nützliche Inhalte lesen.

(Quelle: https://www.in-seo.de/seo-rankingfaktoren-2017/)

Die Folge ist, dass Bewerber sich umsonst Hoffnungen mit ihren Bewerbungen auf eine Stelle machen. Damit es aber authentischer, glaubhafter ist, dass da eine Absage für eine reale Stelle verfasst wurde, bekommen alle den selben Text. Mittlerweile gleichen sich die Textbausteine der Absagen der unterschiedlichen Firmen.

Keine Arbeit in Deutschland zu haben ist gleichsam eine Schande. Wohl, weil sich nicht herumspricht, dass Arbeitssuchende sich vergeblich auf scheinbar vorhandene Arbeitsstellen bewerben.

Der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind Fake-Stellenangebote bekannt. Aber die Arbeit-Geber, die zumindest in diesem Falle keine sind, können nicht bestraft werden. Fake-Stellenangebote bilden bis dato noch nicht einmal eine Grauzone in unserem Rechtssystem.

Und das sollte sich ändern. Zusätzlich sollten Unternehmer höher besteuert werden, die Arbeitslosigkeit produzieren, um höhere Gewinne zu schreiben.

das fordert wer? Na, unter Anderen,

die laux!