01.11.09 – Eine Quelle versiegt

Die Quelle steht vor der wahrscheinlich größten Umwälzung ihrer Geschichte

Das äußerte noch vor gerade mal über einem Jahr der Aufsichtsratsvorsitzende der Quelle GmbH, Marc Sommer, in einem Interview der Nürnberger Nachrichten (Freitagsausgabe).

Klickte man heute die Internetseite von Quelle an, konnte man keine Verbindung mehr vor Überlastung herstellen.

Ja, 2008 wollte Handelskonzern Arcandor sein Versandunternehmen Quelle zum größten deutschen Internetkaufhaus umbauen und bis zur Hälfte des Sortiments von externen Partnern bestücken lassen.

Noch vor der diesjährigen Bundestagswahl wollte Horst Seehofer Optimismus stiften. Er hielt den Quelle Katalog mit beiden Händen hoch. Kurz nach der Bundetagswahl mussten sich QuellemitarbeiterInnen arbeitslos melden.

Die Quelle GmbH war ein deutsches Versandhaus, 1927 gegründet. Vor dem Zusammenschluss mit der Karstadt AG zur Arcandor AG im Jahre 1999 lautete die Firma Quelle Schickedanz AG & Co.

Es gab viel Empörung. Auch über die einstige Milliardärin und Inhaberin von Quelle, Madeleine Schickedanz. Sie kam 1943 im Luftschutzbunker der Nürnberger Frauenklinik zu Welt, wurde sogar 1994 Honorarkonsulin von Griechenland und – das haben wir alle in den Medien gelesen – gehörte mit circa 3,9 Milliarden Dollar Vermögen zu den reichsten Deutschen.

Im Juli 2009 eröffnete sie in Hersbruck das Kaufhaus Schickedanz in einer ihr gehörenden und an das Bankhaus Sal. Oppenheim als Kreditsicherheit verpfändeten Immobilie. Kurz darauf machte sie bundesweit Schlagzeilen, nachdem sie gegenüber der Bild am Sonntag erklärt hatte, sie müsse sich jetzt schon stark einschränken und spare, wo sie könne. Diese Meldung war so mitleidserheischend, dass sie Sozialbedürftigen wie ein Schlag ins Gesicht vorgekommen sein muss. Es ist es sehr fraglich, wie weit man Emphatie für gescheiterte Lobbyisten entfalten soll.

Wie Leichenschänderei mutet heute die Generalverramschung des Konzerns an, dessen Konkurs hätte angeblich vermieden werden können.

Dieses „Ereignis“ ist eine Art Abbild unserer Gesellschaft. Des einen Ende ist des anderen Chance.

Heute können auch Verarmte einkaufen. Deren Rahmen ist allerdings sehr eng. Die Profiteure aber sind die Konkurrenzunternehmen von Quelle. Den die orientieren sich an den Preisen des sinkenden Wals.

Fressen und gefressen werden. Die Einen verlieren Ihre Perspektive, die Anderen sehen wieder Land in Sicht.

Das Bald-Exunternehmen „Quelle“ ist augenblicklich eine endorheische Quelle. Die heutigen Einnahmen versickern nach „nach relativ kurzer Fließstrecke“ wieder, eine abflusslose Quelle.

Copyright 2009
Gisela B. laux

About dielaux