Rossini – Ein Rückblick in die Klischées der späten 90er

Rossini hat seinerzeit Helmut Dietl produziert. Der Film lief äußert erfolgreich 1997 mit einer Besetzung der damaligen und zukünftigen Top of the tops der Schauspiel- und Comedyszene.
Wer Fakten lesen möchte, kann das natürlich tun: http://de.wikipedia.org/wiki/Rossini_%E2%80%93_oder_die_m%C3%B6rderische_Frage,_wer_mit_wem_schlief.

Mir geht es heute um den Rückblick.
Inwiefern hat der Film KLischées bedient und ist ein Dokument für einen Teil des Zeitgeistes der späten 90er Jahre.

Ich habe ihn mir gestern auf einer VHS angeschaut. Die gibt es noch zu kaufen. Zum Beispiel in einem Sozialkaufhaus mitten in einem Dorf.

Sozialkaufhäuser gab es in den 90er Jahre noch nicht. Aber der Grundstein für die Ursache, die Globalisierung, die Schere zwischen arm und reich war längst ins Rollen gebracht.

Der Film spielt in München in einem Schickeria-Lokal. Im Wohnzimmer der vermeintlich auf ehrliche Art gewordenen Reichen und der Schönen. Der Filz war schon damals bekannt, auch den Nicht-Insidern. Auf die ehrliche Art vermögend werden? Keineswegs!

Im Film tauchen Schimpfworte auf, wie man sie der ganz jungen Generation einordnete. Ficken, Votze, Schwanz.
Nach „Feuchtgebiete“ und „Shades of Grey“ undenkbar, dass das heutzutage noch ein Publikum schockieren könnte. Man fände das höchstens „affig“. Mehr nicht.

Auf der anderen Seite wird im Film ganz offensichtlich von einer dauerunbefriedigten, heute würde man sagen, undersexten Frau im Best-Age-Alter, früher hätte man gesagt, von einer alten, abgetakelten Schachtel, vergewaltigt. Damlas war das in einer Komödie revolutionär, da nicht populär. Damals wurde auch über das Wort „Frauenbewegung“ gelacht – von wegen der vermeintlichen Doppeldeutigkeit – und man kam gar nicht auf die Idee, dass eine Frau so „emanzipiert“ sein könnte, sich ihren Sextrieb mit Gewalt zu holen.

Heute spricht man offen über Gewalt. Und diese Offenheit führte auch zur Reflektion. Vergewaltigung, häusliche Gewalt, egal von Mann oder Frau ist ein Verbrechen. Und das sehe ich auch so. Da ich auch mit gewachsenen bin mit der Vielfalt der Meinungen, der Bereitschaft zur sachlichen Diskusssion, konnte ich gestern gar nicht über die Vegewaltigung lachen. Auch, wenn die Täterin abstossend von Hannelore Roger (heute als Bella Block bekannt) und dem heute auch sehr bekannten Joachim Król als Künstler, dessen kreatives Schaffen nur durch Enthaltsamkeit möglich scheint, dargestellt wurde. Plumpe Alte trifft auf Hochsensiblen. Wäre das heute komisch? Das wäre meiner Einschätzung höchstens etwas für das ganz platte Comedy-Genre.

In „Rossini“ geht es um Sex und Geld. „Sex und Geld“ wiederum ist ein Zitat aus einem Lied der „Neuen, deutschen Welle“ der 80er Jahre. Also ein alter Hut?

Das Ende des Films zeigt, dass das Leben im Rossini ein Karussell ist, dass sich immer weiterdreht. Auf ihm sitzen lauter Einzelgänger, die einsam sind. Auch mit Geld. Mi dem man sich Alles kaufen kann?

Wir reflektieren heute über Gender-Fragen, über Altersvorsorge, über die Ursachen von „Volkskrankheiten“ wie Schlag anfall und Herinfarkt und Depressionen, gerne noch „Burn out“ genannt, weil man dann vielleicht zweimal nachdenken soll, was das bedeutet.

Wir reden und lachen heute über Alles. Hat sich die Welt, unsere Gesellschaft nur verschlechtert? Im bösen Sinne sind „die Leisen“ immmer die Gefährlichsten. Ob Bombe oder Furz. Es kommt oft geräuschlos und schlägt gewaltsam ein.

Mit Gewalt und Gewaltthemen wird heutzutage viel Umsatz gemacht. Gewalt als Unterhaltung. Ich mag das ebensowenig wie den Begriff „Volkskrankheit“.

Die Menschen, die achtsam sind und Rückgrat haben, die gibt es auch. Und das sind nicht wenige. Es gibt sie in laut und leise, Männer und Frauen, jung und alt, im Beruf erfolgreich oder auf anderen Gebieten. Was sie eint ist, dass sie Charakter und Mut haben.

Und es kann noch an Mainstream-Schrott – vor den 90ern ist nach den 90ern? – und politischen Desastern kommen was will: Das Gute ist letzlich nicht aufzuhalten.

Das sagt wer?
Na,
die laux!
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