Ostersamstag: Ausnahmezustand in Ratinger REWE Markt

Man fährt die Rolltreppe herunter. Kaum unten angekommen sieht man Menschenmassen, mehr oder weniger in endlos scheinenden Schlangen. Später, wenn man selbst in so einer Kette steht, sieht man die überraschten Gesichter. Der Wechsel zum entschlossenen Blick; denn man muss ja einkaufen.
Dann bahnt man sich durch die wartenden Menschen hindurch und seitlich an ihnen vorbei zu den Regalen. Wohl dem, der weiß, wo was liegt. Und was er überhaupt einkaufen will.
Letzteres wird der Vergessenheit übergeben, wenn man sich in der Schicksalsgemeinschaft Warteschlange befindet.

Wer nun beim Lesen erwartet, dass die Menschen ungeduldig sind und unbeherrscht, der irrt. Plötzlich zeigt sich, was Geduld ist und was Beharrlichkeit. Ob man nun 4 oder 40 Artikel in seinem Arm, Korb oder wagen hat. Man folgt den Menschen vor sich. Spaltet sich eine Schlange in zwei auf, fragt man kurz, wie es denn weiter geht. Keine Antwort im negativen Bereich, höchstens mal ein lakonischer Ton oder eine ebensolche Bemerkung.

Eine Frau sucht Butter in kleiner Verpackung. Man hat Zeit und nutzt sie, um sie zu beraten. Es geht. Und was nicht Alles noch geht.

Keine Panik, kein Chaos. Freundlichkeit und Geduld wechseln sich mit der Neugierde für die Ware aus, die in der Nähe der Kasse verkaufsfördernd platziert ist. Ein Ventilator von Hello Kitty? Brauche ich nicht. Aber funktioniert der? Das wird getestet. Ja, er funktioniert. Wäre es jetzt heiß, würde der Test vielleicht auch eine Kettenreaktion ausführen.

Menschen reden nicht nur über ihren Einkauf, sondern outen sich als Verkaufspsychologen. Wie geschickt das doch sei, Spirituosen und Spielzeug so attraktiv an der Kasse zu positionieren.

Man arbeit sich mit Geduld und der gekauften Ware in spe nach vorne schieben oder tragen bis zur Kasse durch. Indess gönnen sich die ebenfalls gelassenen Kassiererinnen mal einen Schluck Wasser aus dem Becher. Eine andere Mitarbeiterin bietet „Etwas zum Naschen“ an, um die Wartezeit zu versüßen.

Ein Nachfragen von Kassierin zu Kassiererin über eine Artikelnummer. Die Antwort kommt prompt. Selbst in diesem Trubel herrscht auch absolute Konzentration.

Worum geht’s hier eigentlich?

Diese Erfahrung birgt so allerlei Erkenntnisse. Eine davon:

Ein Ausnahmezustand kann durchaus positiv sein. Wenn keine Tragödie dahinter steckt. Und die Menschen nicht nur an sich denken, sondern eine spontane Schicksalsgemeinschaft bilden.

Copyright Gisela B. Laux 2012

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