Liebe auf den zweiten Blick…ist ‚was für’s Herz!

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Zu jung für Dustin Hoffmann? Nicht für den von vor 20 Jahren! – Foto: Gisela B. Laux – Copyright 2009

Als ich – mal wieder in allerletzter Minute die Kinokarte bezahle, der Film hat sogar schon begonnen! – fragt mich die nette Dame an der Kasse: „Erwartet Sie Jemand?“. Ich antworte: „Ja, Dustin Hoffmann.“

Schnell sind wir uns einig, dass es nur noch ganz wenige Männer gibt, die wirklich „nett“ sind. Also: Keine Arschlöcher.

Entschuldigen Sie, ich bin vulgär. Ich bin Amerikaner.

Das ist sicher einer der Sätze, mit der er sie überzeugt hat. „Sie“ wird gespielt von Emma Thompson.

Eine Frau, deren Mutter so eine Art Schatten in Handygestalt ist. Diese lebt als Witwe, ein Krebsleiden überwunden vereinsamt, einen muskulösen, polnischen Nachbarn hinter der Gardine ihrer Londoner Wohnung heimlich beobachtend. Er bemerkt es. Eines Tages erzählt sie ihrer Tochter, sie vermute, dass er ein Mörder ist. Nun ja, trotz des Riesenaltersunterschiedes „kriegen“ sich am Ende die zwei, was man, so man lange genug im Kino bleibt, im Abspann erfährt.

Emma Thompson spielt eine Frau, so Ende 40. Bodenpersonal im Flughafen London Heathrow. Sie hat nette Arbeitskolleginnen, die sie mit einem Jüngeren verkuppeln wollen. Das blind Date endet peinlich, als der Junge Gesellschaft von Gleichaltrigen bekommt.

Altersunterschiede spielen eine Rolle in dem Film. Und so lernt sie den wesentlich älteren Mann kennen, den Amerikaner, der Trailer komponiert, die nicht mehr „in“ ist und der seine Tochter zur Ihrer Hochzeit in London besuchen will. Wo es doch so tolle Standesämter in den USA gibt…

Doch gute Gründe zum Lokalpatriotismus hat er nicht. Noch in London erfährt er seine Kündigung mit unschnörkeligen Worten. Hire and Fire. Ganz amerikanisch eben.
Am gleichen Tag, sozusagen eben gerade frisch im europäischen London gelandet, erfährt er, dass man außer für ihn in dem zweitklassigen Hotel kein Zimmer gebucht hat und dass seine Tochter lieber von ihrem Stiefvater aufgezogen werden will.

Ziemlich beschissen!

Kleine Rückblende hier im Text: Zum ersten Mal treffen sich der ältere Mann und die mittelalte Frau am Flughafen. Er, gerade der Flugangst entronnen, unrasiert am Londoner Flufhafen angekommen, wird von ihr angesprochen. Die übliche Umfrage. Wer sind sie? Wo leben Sie?

Mit diesen Fragen endet der Film. Während er zu sehr in Hektik war, ihr die Frage zu beantworten und sie es gewohnt war, dass man sie mit ihren Fragen abblitzen lässt, beantwortet er die letzte Frage am Ende des Films ganz romantisch: „Ich befinde mich gerade im Übergang“. Zumindest so ähnlich.

Wir erleben emotionale Momente…mit. Trauer, Wut, Vergebung, Liebe.

Wenn ich weiß, dass ein Herr Dustin Hoffmann eine der Hauptrollen in einem Film spielt, bin ich voreingenommen. Seit er den jungen Geliebten in die „Reifeprüfung“ gespielt hat, bin ich ein bißchen in ihn verschossen. Ich mochte ihn auch in „Kramer gegen Kramer“ als toughen Kämpfer um einen neuen Job und liebevollen Vater, weinte in „Tod eines Handlungsreisenden“, genoss ihn an der Seite Robert de Niros und Barbara Streisands in „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ und: Ich verzieh ihm, dass er an der Seite von Tom Cruise ganz unprätentiös den authistischen „Rain Man“ spielte.

Ich glaube, das ist jetzt eine Hommage an Dustin Hoffmann geworden. Und wo sind die anderen, wenigen, „netten“ Männer?

Gisela B. Laux
Copyright 2009

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