Lidl ist billig!?

Wir haben es durch die Medien erfahren: Das Unternehmen Lidl, das mit dem Slogan wirbt: „Lidl ist billig“ ist nicht nur rigide gegenüber seinen Mitarbeitern, nein: Diese wurde auch unter dem Vorwand, Inventurlücken müssen recherchiert werden, systematisch bespitzelt.

Das Unternehmen Lidl, dessen Hauptniederlassung sich in Neckarsulm befindet, wurde 1930 durch Josef Schwarz unter dem Namen „Lidl und Schwarz Lebensmittel-Sortimentsgroßhandlung“ gegründet. Heute ist es ein Imperium, das den Kunden nicht nur mit Lebensmitteln bedient, sondern ihn auch mit Immobilien-, DSL-Anschlüssen, Foto- und Blumenservice und überhaupt mit allen möglichen Produkten zur Deckung „des täglichen Bedarfs“ kaschen will.

In den Käscher der von Lidl engagierten Detektive sind nun zahlreiche Mitarbeiter geraten. Das Unternehmen rechtfertigte dies zunächst mit dem „Übereifer einzelner Detektive“ und entschuldigte sich dann offiziell bei den Mitarbeitern. Kann das überzeugend sein?

Zunächst ist ein großer Schaden bei den Bespitzelten entstanden. Das Perfide dabei ist, dass diese die Bespitzelungen, die bis ins Persönlichste drangen, nicht bemerken konnten und nun umso schockierter sind. Derartige Entlarvungen sind für die Opfer ausgesprochen traumatisierend. Wie sollen sie sich wieder an einem Arbeitsplatz wohl fühlen können?

Mit derartigen Fragen befassen sich nun auch die Gewerkschaften. Die laxen Entschuldigungsversuche des Lidl Konzerns werden nicht einfach hin- geschweige denn ernst genommen.

Das Magazin „Stern“ berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die Vorfälle. Betroffene, Gewerkschaften wie Datenschützer und auch die gesamte Öffentlichkeit kann nicht entschuldigen, wie die Verfassung, konkret: Die Grundrechte der bespitzelten Mitarbeiter mit Füßen getreten werden.

Und der aktuelle Fall knüpft an das Jahr 2004 an: Das so genannte „Schwarzbuch Lidl“ sorgte damals für Aufregung: Ver-di hatte der Geschäftsleitung Lidls schon damals derbe Verstösse gegen die Arbeitsvorschriften machen müssen.

Nachsicht kann hier kein Thema sein. Konsequenzen müssen folgen; denn sonst macht Lidl Schule.

Zwar wissen wir nicht, wo bereits in anderen Unternehmen vergleichbare Verstösse verübt werden.

Aber die Konsequenzen für die Verantwortlichen von Lidl müssen deutlich und nachhaltig sein.

Dies bietet leider wieder Anlass, daran zu erinnern, dass wir unsere Verfassung schützen müssen. Der Stern tat gut daran, das Presserecht zur Aufklärung zu nutzen. Um die Konsequenzen umzusetzen, sind wir als Verbraucher auch gefragt. Ganz sicher dürfen die Arbeitsplätze der Betroffenen und an der Bespitzelung als Täter nicht involvierten Mitarbeiter Lidls jedoch keinesfalls gefährdet sein!

Gisela B. Laux

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