James Bond 007: Ein Quantum Trost. Wo ist er?

Wer mir sagt, dass er diesen Film auf Anhieb verstanden hat, dem glaube ich schlicht und einfach nicht.

Wer meine Filmrezensionen kennt, der weiß, dass ich keine Zusammenfassung von Inhalt des Films, Name der Darsteller und ähnlichen Hard Facts einfach so wiedergebe.

Ich schreibe meine ganz persönlichen Eindrücke und Assoziationen.

Es geht los:

Der Film zeigt mir viel, neue Technologie. Man bekommt Appetit auf Konsum. Lust auf schnelle, gut geschnittene Autos. Sie dürfen sogar klein sein. Der kleine Wagen ist für die klasse Frau nichts Peinliches. Die Informationsquellen via Mobilfunk mitsamt ihrer angeschlossenen Technologie (Videowalls, Touchscreens etc.)werden uns in diesem Film schmackhafter gemacht, als es je eine Werbung für einzelne Multimedia-Unternehmen oder ein Konzerne, die diese Produkte vertreiben, leisten kann. In diesem Film steckt eine Menge Moos. Und darum geht es auch in der Handlung.

Natürlich sollen wir auch weiter an Gut und Böse denken. Wenn im man super schnellen Cut-Gewirr nicht mehr zu erkennen vermag, wer nun der Superböse ist: spätestens, wenn man Bond’s Gesicht sieht, ist man wieder orientiert. Der Retter ist im Bild!

Die Botschaft des Bösen sollte man ernst nehmen: Sein Unternehmen arbeitet für Alle: Für Links, für Rechts, für die Engagierten. Seine Leute sind überall. Er spielt den Gutmenschen, den Verteidiger für Umweltprojekte und hat in Wirklichkeit einen Damm gebaut, um Wasser zu stauen. Menschen sterben. Er hilft wahrlich nicht. Er ist ein Zerstörer, ein durch und durch triebgesteuerter Mann: Geil, sexistisch, skrupellos, zynisch, sadistisch und: Ein Verlierer.

Ganz im Gegensatz zu Bond. Er scheint verbittert, rachesüchtig und hat doch am Ende Alles unter Kontrolle. Leichen pflastern auch seinen Weg. Tötet er einmal nicht, kommt seiner Chefin, einer ältlichen, eleganten Lady eine sarkastische Bemerkung über die alles andere als prallen Lippen.

Die sind wiederum seinen Gespielinnen vorbehalten. Bei der Agentin, die Rache als Antrieb mit Bond als Sister in Mind teilt, würde es sich lohnen, nachzuschauen, wie sie heißt. Sie ist erotisch wie es die Loren war und sogar heute noch -berücksichtigt man ihr mittlerweile sehr fortgeschrittenes Alter – ist.

Was die Ästhetik der Bilder betrifft, so spielen glatte, High-Tech-Materialien, sowie Wasser und Öl im Gegensatz zu trockenem, bröckeligen und massiven Naturstein und Wüstensand virtuos mit unseren Sinnen. Wer bislang keinen Respekt vor den Elementen Wasser und Feuer hatte, wird ihn in diesem Film bekommen.

Aber nicht nur die Sinne der Zuschauer werden gekitzelt, sondern auch starke Gefühle. Wer zittert nicht vor Wut angesichts eines machtgeilen Mörders, der dem noch Stärkeren zähneknirschend einen Vertrag unterschreibt, der an Perfidität nicht zu wünschen übrig lässt, wenn dieser Mann als Unterzeichner nur deswegen leidet, weil er seinen eigenen Nachteil sind und nichts sonst? Wer möchte nicht aufstehen und ihn töten, wenn er nach der Unterzeichnung des Vertrags eine Frau vergewaltigt, was er bereits mit der Mutter und den Schwestern der Geliebten Bonds gemacht hat, als diese noch ein kleines Kind war?

Rache ist süß heißt der Film nicht, er heißt ein Quantum Trost.

Und ich muss gestehen, dass mir bei soviel Anlehnung an die Realität und soviel Mordtaten der Trost gänzlich fehlt.

Aber ich denke nach über die vielen Gesichter des Bösen. Und das nicht zum ersten Mal.

Gisela B. Laux

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