Dartpilots – Zwei Männer machen sich auf den Weg…

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Original Buchcover

…und treffen mit ihren ganz speziellen Reiseberichten mitten in mein Humorzentrum!

Was soll ich schon von einem Autor halten, der aus seinen Büchern in Ratingen vorliest? In Ratingen! Und dann noch in der Pause ein Mettbrötchen isst. Ja, und mit Zwiebeln noch dazu. Hm?

Man soll auch einen Abend in Ratingen nicht in Grund und Boden verfluchen, solange er nicht beendet ist.

Andreas Izquierdo liest aus seinem Buch „Dartpilots“ vor. Er hat es mit seinem Freund Andreas Heckmann geschrieben.

Das klingt nach Arbeit, ein Buch zu schreiben. Aber der Kölner schreibt ja schon über sich selbst:

…wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: Wenn ich es noch lockerer angehen lasse, verbringe ich mein Leben wie Marcel Proust: im Bett“

Betten waren auf Izquierdos Abenteuerreise wohl selten Freunde. Nicht selten übernachtete er in dreckigen Zimmern mit kaninchengroßen – manchmal, aber nur manchmal übertreibt er ein klein bißchen – Kakerlaken und umgeben von nervenzerfetzendem Lärm. Auf der Reise machte er aus der Not eine Tugend und wurde zum Frühaufsteher.

Was bedeutet eigentlich Dartpilots?

Dazu gibt es eine Vorgeschichte: 3 Freunde, mehrere Männerabende, es fließt Alkohol. Was von diesen 3 Komponenten am meisten inspiriert hat, vermag ich nicht zu rekonstruieren. Das Ergebnis zählt: Sie beschließen auf eine eben nicht konventionelle Art Punkte der Welt anzusteuern. Drei Pfeile hat jeder, die er auf eine ca. 2 mal 3 Meter große Weltkarte mit verbundenen Augen abwerfen kann. Dort muss dann der Jeweilige hin reisen. An drei Punkten trifft man sich und dokumentiert die Erlebnisse zeitnahe mit E-Mails. Damals in Internet Cafés. Vor acht Jahren gab es noch kein wireless lan. Einer der drei springt vorzeitig ab, da seine Frau schwanger geworden ist. Wer wohl als Nächstes Vater wird? Die drei verbindet so Einiges. 2 Andreasse machen sich auf den Weg, einer bricht vorzeitig ab, „Herr Heckmann“, und Herr Izquierdo, der eigentlich gar nicht gerne reist und hypochondrisch ist, gibt nicht auf.

Gut so.

Auch gut, dass er die Einladung nach Ratingen angenommen hat. Der Pfeil hat nicht dorthin getroffen, aber der Humor der Andreasse mitten in mein Humorzentrum. Pamm!

Wenn Izquierdo vorliest, hat er eine ganz eigene Performance. Understatement. T-Shirt (ungebügelt, eine „Angewohnheit“ aus der Weltreise?), fast keine Mimik und ein kaum bemerkbare Modulation. Mein Lachen kam sehr langsam, dann war der Lachreiz so gewaltig, dass es mir schon peinlich war. Damit fing es an:

Ich bin mit Ricarda Redeker verabredet, der stellvertretenden Botschafterin Nicaraguas

Was, ein Autor kommt in das Nest Ratingen und hat mal eben auf seiner einsamen Weltereise Kontakt zu ’ner Botschafterin geknüpft? Jetzt komm’ts:

Sie lädt mich zum Essen ein. Frau Redeker ist mir wirklich sympathisch, aber sie hat die Sorte Humor, die einen Hypochonder wie mich wie eine Wachtel aus dem Gebüsch scheucht. Wir sprechen über Guatemala, das auch auf der Route liegt.

„Wie ist Guatemala eigentlich so?“

„Oh, letztens haben sie da einen deutschen Manager erschossen…oder erwürgt?, Nein, ich glaube doch, erschossen.“

„Tatsächlich?“ Ich bin leicht beunruhigt.

Pokerface. Er gibt die Unruhe beim Lesen nicht wieder.

Ich wechsele das Thema. Entführungen, Strangulation oder der Gebrauch von Schusswaffen liegen mir nur, wenn ich einen Krimi schreibe. Das hier ist mir ein bisschen zu wirklich.

Wie, was? Dieser Autor, der hierhin nach Ratingen gekommen ist – die Strecke von Köln bis Ratingen hat für mich schon etwas weltreisenhaftes – ist auch noch Krimiautor? Ich nehme es vorweg: Er ist auch Drehbuchautor. Und Sie haben mindestens schon in einige Filme gezappt, deren Drehbuch er verfasst hat. Er ist ein Monk. Ein Genialer. Ein Neurotiker (glauben Sie ihm das ja nicht!). Und, was das Schlimmste ist: auch noch sympathisch.

„Wie sieht’s mit Malaria aus in Managua?“

„Oh; Malaria ist kein Problem.“

„Oh, fein.“

„Dengue-Fieber ist ein Problem.“

Dengue-Fieber…wie das schon klingt. Wie etwas, was man sich im Kongo einfängt und wonach einem der Arsch abfällt. Ich beschließe, gar nicht erst zu fragen, was Dengue-Fieber ist.

„Man nennt Dengue auch die Knochenbrecher-Krankheit“, sagt Frau Redeker ungerührt.

„Knochenbrecher-Krankheit?!“

„Hm, das passiert, wenn…“

„Danke, ich will’s nicht hören.“

„Wird durch Mücken übertragen.“

„Schon gut.“

„Eine Mitarbeiterin unserer Botschaft hat’s gerade bekommen. Sie ist übrigens ein großer Fan Ihrer Bücher.“

Mich trifft der Schlag. Da steht vorne ein ganz unpretentiöser Typ – in Ratingen – und ist schon weltbekannt. Ich schaue auf die Einladung. Letztes Jahr hat er einen Preis für den besten Historienroman bekommen. Oh, nicht Tanja Kinkel.

„Echt? Sie kennt meine Bücher?!“

„Ja, sie wollte Sie eigentlich morgen treffen, aber jetzt…“

Das ist wieder mal typisch. Da gibt es Jemanden, der meine Bücher kennt und auch noch mag und das auch noch in Nicaragua, und ausgerechnet der handelt sich diese Knochenbrechergeschichte ein.

Nein, ich mag diesen Mann nicht. Der ist ja erfolgreich und völlig relaxed. Und auf’m Boden geblieben. Dieses Buch sollten Sie nicht lesen. Nicht von diesem Kerl.

Und dieser Heckmann schreibt auch noch sehr unterhaltsam. Wenn der als Nächster liest und mich auch noch zum Lachen bringt, dann kann ich beide nicht ausstehen!

Ich bin die Königin! ICH lebe in Ratingen. ICH bin Kabarettistin. ICH schreibe tolle Bücher.

Und ICH habe diese klasse Kollegen entdeckt. YEAH! Oder fast.

Ich wünsche Ihnen beim Lesen, dass Sie genauso neidisch über die lustigen Stellen sind wie ich.

Und Eines sei noch erwähnt. Jetzt weiß ich wieder, warum Singapur so sauber ist und warum der Geruchssinn dem Geschmacksinn Einen vormachen kann.

Gisela B. Laux
alias
die laux
Copyright Gisela B. Laux

P.S. Derzeitig zu bestellen unter ISBN 978-3-940610-01-0 und nächstes Jahr erscheint es bei Piper.

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