Coitus Ergo sum? Incentives als Steilvorlage für Diskussionen

Ein sehr unlustiges Thema:
Sex als Incentive, als Belohnung beziehungsweise Motivation für Umsatzbringer in Unternehmen.
Ein fieser Nachgeschmack folgt dem anderen, wenn man liest, was Vorstandsmitglieder und „Bringer“ unter den Vertriebsassen mit Prostituierten getrieben haben. Alle Wünsche sollen erfüllt worden sein. Die Frauen trugen Markierungen in Gestalt von Bändchen an Handgelenken, nach denen sie den „Porno“-Ergo Bossen zugeteilt wurden. Schließlich erhielten die Frauen für jede „Dienstleistung“ einen Stempel. Das Trophäenabzeichen auf dem Fleisch der servierten, menschlichen zur Lust gebrauchten Häppchen.

Wir sprechen von Prositution. Von einer Orgie, die bereits vor Jahren stattfand. Für die sich der ERGO Vorstand noch zu rechtfertigen sucht. Wir sprechen von tumber Geilheit, vom Anstempeln von Frauen. Von Beschönigung und von Duldung.

Wir sollten auch darüber sprechen, dass ein Herr Kachelmann, sollte er am 31.05.2011 für schuldig befunden werden, nicht in erster Linie ein Opfer der Medien ist, obgleich die Schusssicherheit der Medien im Meinungsmachen und Demokratie-Umoperieren auch unser Thema sein sollte. Thema: Mediendemokratie.

Dass ein Dominique Strauss-Khan, der ein Zimmermädchen vergewaltigt haben soll und einer der Top Funktionäre des Internationalen Währungs Fonds (IWF) ist, wird bald vergessen werden. Zu sehr rückt bereits jetzt in den Vordergrund, in welche Art Haft er gebracht wurde. Von masslos ist da die Rede. Wieder einmal wird der mutmaßliche Täter medial zum Opfer gewandelt.

Ebenso Arnold Schwarzenegger, der jahrelang dessen Frau betrog, die um ihrer Familie, der Kennedies willen, duldete, bis der der letzte ihrer Elternteile verstarb.
Nun – ebenfalls ein TV Event – taucht sie als eine Art Heldin ob des fast unmenschlich hohen Maßes der Duldung der Demütigungen ihres Mannes in Oprah Winfreys Show auf, die übrigens eine der mächtigsten Frauen der Welt ist, gleichzeitig sich auch dazu bekannte ein Missbrauchsopfer zu sein.

Geld stinkt gewaltig.
Machtmissbrauch, Feiern aus falschem Anlass ebenfalls.

Sexualität ist etwas ungeheuer Intimes. Etwas, das zum Leben gehört. Und jeder Mensch hat ein Anrecht darauf, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, ob er dies mit Jemandem teilen möchte. Niemals darf er aus Zwang oder Macht ausgeführt werden.

Und da es unsere Selbstbestimmung ein Grundrecht ist, darf es auch in diesem Grundrecht keine gesellschaftlichen Abstufungen geben. Jeder hat das Recht, sich abzugrenzen. Und jeder hat die Pflicht, Grenzen einzuhalten.

Dies ist auch ein Apell an unsere Medien. Wir haben zur Zeit eine Sexskandal-Aufdeckungsinflation.

Meiner Beobachtung nach nicht, um des Apells von Respekt und Sanktion gegen Machtmissbrauch willen, sondern um Quote zu machen.

Es ist wieder angebracht, dass man seine Kritikfähigkeit pflegt und nicht um des Spaßes am Grauen verwahrlosen lässt.

Gisela B. Laux
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