Anke Engelke – Viel erreicht und nichts verstanden?

Wenn’s dann doch mal langweilig wird an einem Freitag Abend, zappt der gemeine Zuschauer. Ob arm, ob reich, ob alt, ob jung, ob Mann oder Frau, ob Beamter, Berufstätiger oder Arbeitsuchender. Egal: da sind wir alle gleich.

Wenn’s langweilig wird, zappt man auch mal in eine olle Konserve. Und trifft zum Beispiel Anke Engelke.

Vom Kinder-„Star“ zur Comedy Queen avanciert, als Sängerin gute Leistung gebracht, aber den Durchbruch nicht errungen, als Zwischenlösung zu Dirty Harry Harald Schmidt grandios gescheitert. Zwei Ehen und Mutter. Und natürlich, ja: auch Autorin. Was vergessen? Was solls!

Das denkt sich wohl auch die Engelke, wenn sie Witze über Langzeitarbeitslose, über „Hartz IV“ macht.

Die volksnahe Diva (kleiner Scherz!) hat, scheint’s – eine Menge erlebt, aber irgendwie hat sie das Bimmeln des Zuges, der zur Realität führt, verpasst.

Über Langzeitarbeitssuchende Witze zu machen, das geht auch an Markus Maria Profitlich und andere – jau! – Spaßkanonen ist so unterirdisch, dass man sich wundert, dass irgendjemand denen auch nur einen Eurocent für ihre Hetzerei gibt.

Gestern wurde ein Sketch in „Ladykracher“ wiederholt, indem die Frau in einer Talkrunde diskutiert wurde, ob Langzeitarbeitslose denn vollwertig essen dürften.

Ganz gleich, wie dieser Sketch ausgegangen ist, kann man diesen Plot nicht mit Scherzen aufbereiten; denn in der Tat ist es kein Geheimnis, dass vollwertiges Essen, überhaupt gesunde Ernährung für knapp vier Euro/Tag nicht gewährleistet ist.

Wer’s nicht begriffen hat: Gehen Sie doch mal in Ihren Supermarkt und schauen Sie, was man dafür einkaufen kann, und was Kunden einkaufen.

Armut nimmt Lebensmotivation, isoliert und macht krank.

Armut im Geiste entwickelt sich gerne bei Übersättigung.

Man könnte den etablierten Kreisen Diäten empfehlen.

Hartz IV ist kein Campingurlaub, Freunde der leichten Unterhaltung.

Als „die laux“ bin ich froh, dass ich mich nicht auf das Angebot eingelassen habe, Comedian zu werden. Was ich mir dann im Spiegel anschauen müsste, wäre unerträglich.

Da kann das Leben auch noch so schwierig sein, ich habe nie auf Geschwächte herabgeblickt.

Frau Engelke? Guten Morgen!

Das wünscht wer?
na,
die laux!

Copyright Gisela B. Laux

Nachtrag am 27.05.2012: Bei der Eröffnung des ESC in Baku zu sagen: „Aserbaidschan, Europa beobachtet dich“, war sehr mutig. Vielleicht ist Anke Engelke aufgewacht. Sie ist auch sozial engagiert. Was allerdings die Nöte in Deutschland betrifft, so scheint sie mir da noch unsensibel.

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