2012: Verstand, Intuition, Mitgefühl und Courage sollen Trumpf sein

Drache in Kaiserswerth

Copyright Gisela B. Laux


Die Kabarettistin Monika Gruber hat meinen vollen Respekt für ihre Schlussnummer, die ich in der Silvesternacht gesehen habe.
Lachen, Schenkel schlagen,die Korken knallen lassen und Milliarden von Euros, Dollar und was auch immer im Himmel farbenfroh explodieren und verpuffen lassen: das sind die Standards zum Jahreswechsel, während das Leben als solches sich davon nicht täuschen und lässt und so manchem Grausamen den freien Lauf lässt.

Monika Gruber, eine Kabarettistin, die über Politik und Alltagsanekdoten mit einem perfekten Timing und akupunkturmäßig genauen Pointen resümiert, hat nicht nur den Mut, Verhalten in Kirche und Staat zu kritisieren, sondern auch die Bühne zum Bundestag und zur Kirchenkanzel zu machen. Im allerbesten Sinne.

So erzählte sie ganz authentisch von der Vorbereitung einer ihrer Auftritte in einem Seniorenheim. Im improvisierten Auftrittsraum standen Ohrensessel, Kommoden und andere Möbelstücke, die in einem solchen „Ambiente“ nicht überraschen. Dazwischen stachen blaue Säcke hervor. Ihre Neugierde folgend habe sie sich diese Säcke genau betrachtet, um entdecken zu müssen, dass dort die letzten Habseligkeiten von Verstorbenen eingepackt waren. An abgerissenen, karierten Papierfetzen standen die Namen de Verstorbenen, der Todestag und der Tag der „Entsorgung“ der Säcke. Aus einigen ragten noch sichtbar Gegenstände hervor, die Assoziationen an das vergessene Leben hervorriefen. Diese Säcke stammen allesamt von Menschen, die man schlichtweg vergessen hat. Sie starben, ohne dass sich Angehörige, Freunde, Bekannte oder Nachbarn noch einmal für sie interessierten.

Monika Gruber erschüttert uns mit ihrer Botschaft, dass wir nicht Alles verschieben sollen, was uns wichtig ist. Dass wir nicht annehmen können, unser Leben zu berechnen. Und sie zeigt uns, wie sehr es schmerzt, wenn man nicht mehr nachholen kann, was man sich vorgenommen hat. Zum Beispiel einen Menschen zu besuchen, ihn aufrichtig zu fragen, wie es ihm geht.

Die Kamera fing ihr Gesicht ein. Monika Gruber ist eine schöne Frau, die eine große Bandbreite an Mimik hat und dieses Repertoir auf der Bühne auch voll ausspielt. Bis hin zur Grimasse.

Aber bei dieser „Nummer“ war sie sie selbst. Sie hat diese blauen Tüten und ihre Bedeutung nicht vergessen.

Ich wünsche mir für das Jahr 2012 nicht „mehr Wachstum“ für die, die vor lauter Überheblichkeit den Überblick für das Wesentliche verloren haben. Für das Leben selbst.

Wir lieben, lachen, streben und lernen für das Leben. Und unsere Aufmerksamkeit soll auch Rücksicht bedeuten. Auf und für den, der diese Rücksicht und vielleicht auch mal unsere Unterstützung braucht. Wer weiß schon, wer wann Hilfe braucht und wer wann wem Hilfe geben kann.

Das kann Jeder von uns sein.

Alles Gute Ihnen, nicht nur für ein abstraktes nächstes Jahr, sondern für jeden Moment Ihrer Gegenwart.

Gisela B. Laux

Copyright Gisela B. Laux 2012

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