Man denkt nicht. – Man googelt!

Das ist unsere Zukunft, daran kommen wir nicht vorbei: Eurokrise und DM-Sehnsucht hin oder her, am Ende zahlen wir eines nicht allzu fernen Tages alle per Smartphone.

Das musste eine Verkäuferin einer Kette, die nicht nur Kaffee verkauft kürzlich erleben: Der Kunde vertraute ihr sein Smartphone an. Sie war verblüfft, denn sie wusste erst nicht, was das sollte:

Ich habe da ein Premium-Kunden-Karten App (Name geändert), bedienen Sie sich!

Von einem Mobilfunkunternehmen (das damit wirbt, die Wahrheit zu sagen, clever!) wird es in einem TV Spot mit der Backgroundstimme eines professionellen Dokumentar- und Actionfilmsprechers auf den Punkt gebracht, wie des treffender nicht sein kann:

….wir denken nicht, wir googeln…

Das klingt neutral, soll unser aller Verhalten beschreiben.

Danke. Ich kann zwar nicht anders, als mich zum Googeln zu bekennen, dem Anbieter, der eine Monopolstellung in einer vordergründig völlig individualisierten Welt einnehmen wird, aber ich wage es dennoch selbstständig zu denken. Google, so wird er denn heißen, der große Bruder, der über uns wacht. Nix Neues. Aber man braucht noch eine Weile, um es in dieser Absolutheit zu realisieren. Auf beiden Seiten.

Mancher wird sich dem Titan freiwillig vor die Füße. Ein Fraß für den hohlen Zahn von Google. Hier ein Beispiel:

Als ich mit einem Mann sprach, kramte er mehr oder weniger diskret sein Smartphone heraus, was ich zunächst als unhöflich empfand. Er tippte nicht mit dem kleinen Daumen in eine Tastatur – naja: nicht mainstream zu sein heißt nicht mithalten können, nicht mithalten können heißt, nichts und niemand zu sein – er strich mit dem Zeigefinger über den glatten Display und googelte, um bei Wikipedia zu recherchieren, was er in meiner Aussage nicht verstand.

So aufgeschrieben klingt das jetzt gar nicht lustig. Es ist ja auch eher zum Weinen: da sitzt du einem Mann in 3-D gegenüber, er versteht dich nicht und googelt nach der Bedeutung deiner Aussage. Ich hätte ihm gerne zur Verfügung gestanden, um mich ihm zu erklären. Kein Ding. Ich meine auch, nichts Außergewöhnliches gesagt zu haben.

Der Mann hat eine Führungsposition und ich

suche nach einer Ebensolchen.*

Zusammengenommen ist das …vorsichtig ausgedrückt, da die Fehlbesetzung einer Führungskraft kein Einzelfall ist, absurd.

Sollte man denken.

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Gisela B. Laux 2012

* Ich assistiere auch GL’s gerne bei geeigneter Kompatibilität zwischen den Unternehmen und meinem Angebotspaket. An der Qualität und Quantität meiner Apps soll es nicht scheitern. Ich nenne es aber immer noch Qualifikationen. Gut, dass Sie sich angesprochen fühlen.

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