Francesco und der Papst – Können wir uns noch retten?

Deutschland 2011
Laufzeit: 90 Min.
FSK: o.A. (ohne Altersbeschränkung)
Joseph Ratzinger
Francesco Giuffra

Regie: Ciro Cappellari
Verleih: Constantin

In diesem Dokumentarfilm erleben wir die Sichtweise eines Chorjungen, Francesco, über das Leben, die Ausstrahlung und die Bedeutung des aktuellen Papstes Benedikt XVI, Joseph Aloisius Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im bayerischen Marktl.

Der Schnitt bringt uns den Jungen sowie die ganz besonders die Augen des Papstes sehr nahe. Der Junge glaubt an Gott und an die Funktion und Sinnhaftigkeit des Papstes, ist ihm absolut ergeben. Er singt zweimal am Tag in der Schule und wird mit seiner durchdringenden und glasklaren Stimme ausgewählt, vor dem Papst und dessen altersschwachen Bruder zu singen. Er ist stolz, aber nicht überheblich und verständlich aufgeregt. Sein Vater, der sich von der Familie getrennt hat, also von ihm, seiner Mutter und seinem Bruder, holt ihn von diesem „Event“ mit dem Auto ab. Ein kleiner Dialog kommt im Auto zustande. Der Vater freut sich für den Jungen, begleitet ihn aber nicht nach Hause.

Die Mutter ist eine beherzte Frau mit einer klaren Haltung. Sie erklärt sich zwar einverstanden, dass ihr Junge für den Papst singt, lehnt aber dessen Rolle ab. Eine allein erziehende Frau in Rom mit einer deutlichen Einstellung, die das Leben und die Wünsche ihrer Söhne respektiert!

Der größere Bruder Francescos sieht, ebenso wie seine Mutter, die Armut in der Welt, die der Papst nicht löst. Nach Ansicht des Bruders sollten die Präsidenten der Welt das Geld an die Atmen abgeben. Francesco gibt sich seiner Überzeugung hin, dass der Papst die richtigen Entscheidungen trifft. Er weiß, dass dieser wegen der Einstellung des Papstes Kondome zu verdammen nicht nur Freunde hat.

Es gibt eine Passage, in der der Papst – und natürlich ist er da in Großaufnahme zu sehen – erklärt, warum er gegen Kondome ist. Sie würden dem oberflächlichen Umgang mit der Sexualität nur noch mehr Tüt und Tor öffnen.

Er spricht aber nicht von ignoranten Menschen aus Industriestaaten, die den Gebrauch von Kondomen vernachlässigen, sondern von mittellosen Menschen in Afrika, die er auch vor materiellen Ausschweifungen warnt.

Angesichts des Vatikanstaates und des gesamten Vatikan-Instrumentariums, das man auch in dieser Dokumentation kennen lernt, erscheint das Statement des Papstes wie blanker Hohn. Wenn er in einem Jet unterwegs ist, wird er von weiteren flankiert. Der Vatikan ist eine schamlose Verschwendung.

Ihn abzuschaffen würde viele Hoffnungen von völlig unterwürfigen Angehörigen zerstören.

Der Papst ist nämlich das, was die Menschen aus ihm machen. Kein Mensch wie wir, sondern der „Vertreter Gottes auf Erden“. Und so etwas kann es nicht geben.

Wir müssten so viel unternehmen, um die Zerstörung unseres Planeten und somit unserer selbst aufzuhalten. Doch vorher müssten wie etwas beseitigen: Die Armut in der Welt. Angst, Hörigkeit und Machtmissbrauch.

Es gibt in der Kirche viele Menschen, die sich ehrenamtlich um andere Menschen kümmern. Nicht viele sind meines Erachtens dort fehl am Platz.

Auch außerhalb von Kirchen können wir für bessere Lebensqualität sorgen. Wir sollten uns von den Expansionsgedanken und Idealisierungen einer industriellen Welt verabschieden.

Wir negieren uns nur dadurch selbst, wenn wir uns weiter vormachen, dass wir voreinander etwas darstellen müssen, was wir nicht sein können: Menschen, die „alles im Griff“ haben.

Es reicht, wenn wir einfach mal wieder nur menschlich sind und uns ernsthaft zuwenden.

Ich liebe auch den Humor. Francesco bedauert es, dass es an seiner Schule keine Mädchen gibt; deswegen wird er nie so wie der Papst leben können. Wie der Mann, über den er sich als 8-jähriger Junge jeden Tag Gedanken macht.
Das hat ‚was. Diese Naivität hat ‚was. Die sollte uns auch nicht verloren gehen. Egal, wie alt und wie „reich“ wir sind.

Copyright
Gisela B. Laux 2011

About dielaux