Christian Wulff tritt für mehr Menschenrechte, für mehr Pressefreiheit und mehr Transparenz ein

Wie ein Sklave in einer Galeere rudert Christian Wulff sich immer tiefer in einer Morast von Widersprüchen. Seinen Kurs hat er pfeilgerade im Sinn. Alles von Anderen doppelt und dreifach – wenn’s langt! – fordern, was er selber als Landesoberhaupt vernachlässigte. Und das Ziel heißt klipp und klar: Amtszeit fortsetzen.

Im Interview in der ARD Sondersendung – ja, unsere wackere Presse, tapfer am langen Schal der Wahrheit unentwegt, ohne Unterlass, ohne Kompromiss strickend, häkelnd oder klöppelnd, wird dann auch mal vom Oberhaupt unterbrochen. Zwei gegen Einen ist ja auch unfair. Und dazu noch das anstrengende Gerudere.

Hier ein paar Zitate, so frisch wie die Sendung, die da gerade über den Äther, sich niederschlagend auf dem Flachbildschirm, flimmert:

Ich habe einen Fehler gemacht. Aus innerer Überzeugung.

Eine argumentativ anmutende Klimax, bei der das Herz des Vertreters der Anklage Kapriolen schlägt!

Und es erinnert irgendwie an „Vorerst gescheitert“. Das Folgende auch an den Autor des genannten Buchtitels. Weiter geht’s:

Es gibt auch Menschenrechte, selbst für Bundespräsidenten

Achtung, Achtung, Amnesty International, London, bitte melden!

Er kritisiert die Presse, wie sehr sie die Privatsphäre des Präsidenten eingeschränkt habe, und die seiner Frau.
Scheint dann aber im Fortgang des etwas geladenen Interviews einen Stimmungswandel durchgemacht zu haben und fordert

mehr Transparenz

Ja, das mit der „Transparenz“ haben wir doch schon zwei, drei Male gehört. Nicht wahr, Herr Schäuble? Frau Merkel?
‚Tschuldigung!
Aber mit der Transparenz auf dem rechten Auge scheint das so seine Merkwürdigkeit, oder eher seinen Hang zur Vergesslichkeit zu haben…um es genauer zu sagen. Mit dem rechten Auge guckt man staatlicherseits auch mal gerne durch. Sie kennen ja den Blick: Sie treffen Jemanden, den Sie nicht sehen wollen, und gucken durch ihn hindurch.

Ja, sogar das Internet, dass so seine Tücken hat, das wird auf einmal zum Topmedium Nummer 1 für den toleranzblinden und -tauben Bürger:

Morgen werden alle meine Anwälte Alles ins Internet stellen

Dieser Satz ist für Analytiker sämtlicher Geistes- und Naturwissenschaftler ein Sahnebonbon par excellance! Dazu muss man gar nix sagen!

Und, dass er das mit dem Kredit nicht so zeitnahe transparent gemacht hat, das ist der damaligen

parlamentarischen Stimmung

geschuldet.

Männer können eben nicht alles auf einmal machen. Und dann noch alleine! Weder Väter werden und dabei eine seriöse Doktorarbeit schreiben, noch Bauherr und Kreditnehmer und seriöser Parlamentarier sein.

Uns bösen BürgerInnen scheint alles klar zu sein. Wir sind ungerecht, undankbar und völlig uninformiert.

Indess fragt sich und damit auch uns, in fast klerikaler Anklage

Was ist öffentlich?
Was privat?
Und was geht mich alleine etwas an?

Diese Fragen sind berechtigt!
Ja!

Christian Wulff, das sind doch die Fragen, die uns Alle angehen!

Aber, gehen’Se trotzdem.

Selbst die Kurzen in der FDP gehen, wenn der Zuch gepfiffen hat. Das ist Alles gelebte Demokratie.

Copyright Gisela B. Laux 2012

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